Italien war immer ein Land der Maria-Immaculata-Repräsentationen nach der Lauretanischen Litanei. Ein spätes Beispiel dafür sind die venezianischen Stuckaturen der Gemeindekirche Sant’ Andrea in dem Ort Pavone Canavese bei Turin (Region Piemont). Die römisch-katholische Kirche ist außen bereits im Stil des Neoklassizismus gestaltet, wurde innen aber noch im spätbarocken Stil ausgestaltet. Das war um das Jahr 1820, als die Region noch zum Herzogtum Savoyen gehörte. Fachliteratur gibt es zu dem Bau so gut wie keine, und auch die an ihm beteiligten Künstler konnten durch Korrespondenz nicht in Erfahrung gebracht werden.
Unter den Stuckaturen befindet sich eine Pforte, als klassizistischer Triumphbogen im antiken Stil gestaltet (vgl. ein späteres Beispiel aus der Gnadenkapelle in Kevelaer, 1888). Besonders eindrucksvoll sind die Doppelsäulen und das mächtige Gebälk der realistischen Mikroarchitektur. Der Bau schwebt auf stilisierten silbern scheinenden Wolken und ist ansonsten ganz von zum Teil vergoldeten Rosen gerahmt, die ein eigenes Mariensymbol darstellen. Ein Spruchband durchläuft die Pforte und erklärt das Thema in lateinischer Sprache: Ianua Coeli, wobei das eine Wort links von der Pforte, das andere rechts davon gesetzt wurde. Die überwiegenden Partien sind weiß belassen und heben sich vornehm von dem Violett des marmoresken Hintergrundes ab. Allein das Tor, die Konchen zweier Heiligenfiguren, die Rosenzweige und ihre Blüten sind vergoldet. Vier weitere Heiligenfiguren stehen übrigens auf dem Dachfirst, deren Köpfe teilweise leider abgeschlagen wurden.
Pietro Ramella: Pavone, antica comunità nel Canavese, Pavone Canavese 1978.
Claus Bernet: Torszenen, Himmelspforten, Porta Coeli, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 11).
Beitragsbild: F Ceragioli, Ianua coeli pavone canavese sant andrea, CC BY-SA 3.0