Das spätgotische Hauptportal des Berner Münsters zeigt das Himmlische Jerusalem auf der linken Seite eines umfangreichen und vielgestaltigen Weltgerichts. Jerusalem wurde hier nicht als komplette Stadt dargestellt, sondern lediglich pars pro toto als Torszene, wenngleich auch künstlerisch aufwendig, vor allem wegen des in sich verschobenen Maßwerks. Dieses Maßwerk wurde wie eine königliche Krone geformt. Es ist dem Flamboyant-Stil anlehnt, der für jeden Künstler eine besondere Herausforderung darstellte. Geschaffen wurde es vermutlich von dem Bildhauer Erhart (auch Erhard) Küng (geb. um 1420-1507) und bzw. oder seinen Gehilfen aus Sandstein, um das Jahr 1485. In das Tor rettet sich ein Papst durch den Haupteingang, der durch seine machtvolle Tiara fast am Betreten gehindert wird. Er wird gefolgt von männlichen Klerikern aller Art. Engel helfen den Menschen zum Teil, in das Innere zu gelangen.
Für viele Jahre war das Westportal mit seiner Vorhalle der Hauptzugang zum
Münster. Während der Reformation entging der Figurenschmuck nur knapp dem Bildersturm. Anschließend kam es immer wieder zu Restaurationen, vor allem auch Neubemalungen. Die letzte Neubemalung erfolgte 1913 bis 1914, die letzte Restaurierung datiert von 1964 bis 1991. Dabei wurden alle freistehenden Figuren in das Bernische Historische Museum wegen schwerer Umweltschäden gegeben und die Figuren am Portal durch Kopien ersetzt.
A. von Zesiger: Das Jüngste Gericht am mittleren Hauptportal des Berner Münsters, Bern (1916).
Das Hauptportal des Berner Münsters, in: Der Mohr, 7, 1, 1980, S. 4-13.
Richard Grob: Das Hauptportal des Berner Münsters, Bern 1985.
Christoph Schläppi, Bernhard Furrer u.a.: Das Berner Münster, Bern 1993.