Die römisch-katholische Pfarrkirche von Traunreut unweit des Chiemsees (Oberbayern) ist ein eindrucksvolles Zeugnis sakraler Baukunst aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, geschaffen durch den Architekten Hans Döllgast (1891-1974). Sie wurde damals als Vertriebenenkirche vornehmlich für Geflüchtete aus Schlesien errichtet.
Seit Ostern 1957 hat die Traunreuter Kirche bunte Glasfenster. Die Entwürfe stammen von dem Maler, Karikaturisten und Glaskünstler Josef Oberberger (1905-1994). Ausgeführt wurden seine Arbeiten dann in der renommierten Mayer’schen Hofkunstanstalt in München. In Oberbayern, wo während des Zweiten Weltkriegs lange nicht so viele Kirchenfenster zerstört wurden wie im Ruhrgebiet oder etwa in Hamburg oder Danzig, gilt dieses Fenster als exzellentes Beispiel der frühen Nachkriegskunst. Im Himmlischen Jerusalem (Fenster linke Seite vor dem Altarbereich) findet man bekannte katholische Kirchenbauten, darunter den römischen Petersdom oben links und die Münchner Frauenkirche mittig rechts. Die Sakralbauten, die von Oberberger alle in einer einheitlichen braunen Tönung auf schwarzen Grund gesetzt wurden, umzieht eine rechteckige, aber nicht quadratische Mauer. Auf dieser heben sich die farbigen Tore gut vom weißen Untergrund der Mauer ab. Man kann zwar auch an die Edelsteine denken, doch sieht man sich die Objekte genau an, sieht man an manchen einen schmalen Strich in der Mitte, der sie in zwei Flügel unterteilt. Drei dieser Tore befinden sich jeweils an einer Seite der Stadt. Elf sind gut zu sehen, das letzte Tor befindet sich oben links, hier schwarz, im Original dunkelblau. Um Missverständnissen vorzubeugen, ist das Fenster in einem schwarzweißen Band wie folgt überschrieben: „Apokalypse 21, 1-12“.
Christel Karnehm (Hrsg.): Der Glasmaler Josef Oberberger, München 2005.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).