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Zweiwegebild von Christian K. Witmyer (um 1890)

Das klassische Zweiwegebild war vor allem in der Volkskunst des 19. Jahrhunderts beliebt, der Aufbau ist fast immer gleich: ein Mensch muss sich entscheiden: geht er den angenehmen Weg, den viele einschlagen, wird er in der Hölle landen. Beschreitet er aber den einsamen Pfad nach oben, wird es mühsam und beschwerlich – doch nur dieser Weg führt in das Neue Jerusalem. Das vor allem in Europa populäre Bildmotiv wurde auch in den USA aufgegriffen und den dortigen Bedürfnissen angepasst. Ein Beispiel der Volksfrömmigkeit auf dem Land stammt aus Ephrata in Pennsylvanien. Dort fertige Christian K. Witmyer (auch Witmeyer) ein Unikat als kolorierte Handzeichnung, dem oben rechts ein originelles Himmlisches Jerusalem beigefügt wurde (Detail einer insgesamt 84 x 61 cm großen Arbeit).
Eine letzte Gefahr, ein Löwe, wir mit Pfeil und Bogen bekämpft. Dann erreicht ein Pilgerpaar den grünen Eingang in das Neue Jerusalem, der von einem großen Engel bewacht wird. Das Neue Jerusalem ist von einer geschlossenen Linie klar von der unteren Welt getrennt; nicht einmal der Pfad führt direkt zur Stadt, sondern bricht nach einigen Hügeln am Horizont ab.
Die Stadt, tituliert als „HOLY CITY“ besteht aus buntfarbenen Wohnbauten, die ohne Freiraum aneinandergereiht wurden und eine breite Front ergeben. Über der Stadt blasen auf jeder Seite sechs Engel die Posaunen zum Jüngsten Gericht. Zwischen ihnen erscheint auf dem Zionsberg das Gotteslamm, zu dessen Füßen die vier Paradiesflüsse angedeutet sind. Das Lamm ist von einer Zackengloriole umgeben, die übrigens weiter unten von dem Grün um den Engel wieder aufgenommen wird.

Works on paper from the collection of H. Richard Dietrich, Jr., and the Dietrich American Foundation, Philadelphia 1996.
Marsha MacDowell: Religious folk art, in: Gerard C. Wertkin (Hrsg.): Encyclopedia of American Folk Art, New York 2004, S. 425-431.

 

tags: Zweiwegebild, Pennsylvanien, USA, Volkskunst
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