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Schwäbisches Weltgericht mit Himmelspforte (um 1500)

Unter der Inventarnummer 1137 besitzt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe eine spätmittelalterliche Tafelmalerei. Sie wird unter der Bezeichnung „Jüngstes Gericht mit kniendem Stifter und seinem Wappen“ geführt. Entstanden ist sie im schwäbischen Raum, vielleicht in Augsburg. Die nur 83 x 67 Zentimeter kleine Malerei auf Tannenholz befand sich zuvor in einer Privatsammlung eines adeligen oder geistlichen Frommen. Sie wurde bislang wenig wertgeschätzt, da sie im Depot lagert und es keine Forschung oder Literatur zu dem Werk gibt.
Insgesamt zeigt das Gemälde den richtenden Christus, umgeben von zahlreichen bekannten Heiligen mit ihren Attributen. In der linken unteren Ecke hat der Maler, den wir namentlich nicht kennen, eine Himmelspforte gesetzt, in die gegenüberliegende Ecke einen Höllenschlund. Die Darstellung Jerusalems ist betont einfach, die Gotik ist überwunden: die Pforte besteht lediglich aus einem wenige Zentimeter breiten Rundbogen, der aus Gold zu sein scheint, die linke Seite ist zudem von weißgrauen Wolken verdeckt. Im Gegensatz zur Architektur sind die Personen davor individuell und detailreich wiedergegeben; es sind Porträts von lebenden Personen der Zeit um 1500, die aber noch, wie viele Jahrhundert üblich, verschiedene Stände repräsentieren. So konnte der mittelalterliche Betrachter sich selbst damit identifizieren, falls sein Stand vertreten war. Ungewöhnlich ist, dass hier die Petrusfigur zu fehlen scheint. An seiner Stelle öffnet ein lieblicher Engel in kostbarem Gewand mit einem Schlüssel die Pforte in das ewige Heil.

Verzeichnis der Gemälde: Badische Kunsthalle Karlsruhe. Mit Anhang, Kartons, Zeichnungen, Skulpturen, Berlin 1929.

 

tags: Renaissance, Spätmittelalter, Himmelspforte, Schwaben, Altargemälde
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