Oskar Koller (1925-2004): Altarwand in der Liborius-Wagner-Kirche, Kahl am Main (1987)
Laut Datierung am Objekt wurde 1987 vom dem Maler und Grafiker Oskar Koller (1925-2004) aus Erlangen ein farbenfrohes Altarbild gestaltet, mit dem Titel „Himmlisches Jerusalem“. Es symbolisiert diesen Gegenstand überwiegend abstrakt, angelehnt an die Beschreibung in der Johannesoffenbarung. Entstanden ist es zu einer Zeit, als Koller auch andere sakrale Kunstwerke geschaffen hat, etwa 1992 die Altarwand der ökumenischen Kirche in Bad Griesbach oder das Altarbild der Christuskirche Neukirchen am Brand.
Aufgestellt wurde das Altarbild in Kahl am Main (Unterfranken), in der römisch-katholischen Liborius-Wagner-Kirche im Ortsteil Heide. Im unteren Bereich des großformatigen Ölgemäldes (7 x 3 Meter) sind rote und violette Mauerteile oder gar Bauten zu erahnen. Mindestens eine rundbogige Himmelspforte wurde links hinter dem Tabernakel in einem tiefen Bordeauxrot dazwischen eingefügt. Nach anderer Interpretation ist unten jedoch mit den dunklen Bauten die alte, vergängliche Schöpfung repräsentiert. Diese wird durch das weiße, göttliche Licht von oben angestrahlt und zum Guten verwandelt. Es ist jedoch nicht gänzlich weiß; ganz dünne Farbstreifen, überwiegend in blauer Tönung, ziehen sich wie Fäden durch das Bild. Dieses Licht fällt links wie ein Keil von ganz oben bis ganz unten durch das Gemälde, an seinen Seiten herrscht ein goldgelber Hintergrund vor. Der Hintergrund ist in vertikale Streifen unterteilt, die geschickt die darüber liegenden hölzernen Träger der Decke aufnehmen.
Der goldene Tabernakel auf einer Doppelstele vor der Malerei nimmt den Gedanken des Himmlischen Jerusalem erneut auf. Beide Kunstwerke sind in der ansonsten nüchtern gehaltenen Kirche ein Farbhöhepunkt mit intensiver Ausstrahlung auf viele Besucher.
Richard Riess: Weil Bilder uns verändern, in: Deutsches Pfarrerblatt, 104, 2004, S. 619-625.
Oskar Koller: der Aquarellist, München 2005.
Claus Bernet: Neues vom Neuen Jerusalem: Kunstwerke ab dem Jahre 2000 (Teil 4), Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 44).