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Nikolaus Bette (geb. 1934): Marienkapelle in Verl (um 1998)

Kennt man die Buntglasfenster von Nikolaus Bette (geb. 1934) mit Darstellungen des Himmlischen Jerusalem, dann würde man kaum vermuten, dass auch dieses Glasfenster von dem gleichen Künstler aus Bottrop stammt. Ungewöhnlich für seine Arbeiten sind hier die drei Wellen oder Wogen, die das Fenster horizontal strukturieren und auch farblich gliedern (rot – grün – rot – schwarz – rot). Es ist vordergründig eine Darstellung des ewigen Tierfriedens nach dem Propheten Jesaja, Kap. 11, Vers 6-8. So spielt links ein kleines Kind mit einer Schlange, die vielleicht tödliches Gift mit sich führt. Der Szene gegenüber ist ein Hirte gesetzt, der hier eigentlich nicht mehr benötigt wird, da alles friedlich bleiben wird. In dem zweiten Wellenband marschieren sogar Tiere wie Kühe, Bären, Löwen und Wölfe einträchtig nebenher. Im dritten oberen Wellenband schlafen weitere Tiere, vermutlich ein Hund und ein Lamm, darunter spielt ein Jaguar mit einer Gazelle. Rechts gegenüber dieser Szene ist das Neue Jerusalem gesetzt. Es ist ein Bau in den Formen der russisch-orthodoxen Kirche, mit einer mächtigen Zentralkuppel und mehreren kleinen Zwiebeltürmchen. Die Wände sind weiß, die Kuppeln haben einen Goldton. Auch die drei Tore an einer Seite sind für orthodoxe Kirchen typisch, die ja selbst in der Baustruktur das Himmlische Jerusalem vorwegnehmen. Ähnlich sieht beispielsweise die Kirche Heilige Dreifaltigkeit von Petropavlovsk (Halbinsel Kamtschatka) aus, oder die Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau.

Die Verler Arbeit Bettes besteht aus Antikglas, Blei, Schwarzlot und Schmelzfarben. Man findet sie in der Marienkapelle in Verl bei Gütersloh, wo sie um 1998 in einen schmalen Seitenflügel eingesetzt wurde. Dort hat man vor dem Fenster Gelegenheit für Gebet, Kerzenanzünden oder Meditation. Die intime und künstlerisch ausgewogene Kapelle gehört baulich zum dortigen römisch-katholischen Pflegezentrum St.-Anna-Haus, wird aber vom Pastoralen Raum Am Ölbach auch für Gottesdienste genutzt.

Burghard Preusler: Nikolaus Bette ist 70, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 57, 4, 2004, S. 368-370.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).

 

tags: Verl, NRW, Nikolaus Bette, Tierfriede, orthodoxe Kirche, Altenheim
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