Jacques Gassmann (geb. 1963): Ölgemälde der Augustinerkirche Würzburg (2011)

Die Würzburger Augustinerkirche wurde 2010/11 unter Prior Peter Reinl und dem Bau- und Kunstreferent der Diözese, Jürgen Lenssen (geb. 1947), für fast zwei Millionen Euro komplett umgebaut, obwohl dies baulich wie künstlerisch überhaupt nicht notwendig gewesen war und gegen Protest der ansässigen Bevölkerung durchgesetzt wurde. Überflüssig empfundener Schmuck und Gold wurde dabei entfernt, alles sollte nun klar und strukturiert wirken. Die frühere Vielstimmigkeit unterschiedlicher Werke wurde aufgegeben zugunsten eines einzigen wirkmächtigen, singulären Kunstwerkes. Die optische Orientierung im kargen, klinischen Weiß bietet das 7,20 x 3,90 Meter große Bild „Himmlisches Jerusalem“ von Jacques Gassmann (geb. 1963). Man findet es unübersehbar im Chorraum hinter dem Hauptaltar. Es ist in blauen, orangefarbenen und roten Tönen gehalten, mit Pigmenttinten gemalt und wurde im November 2011 nach sieben Monaten fertig und feierlich eingeweiht.

Seitdem hängt es von der Decke herab und zeigt vor zwei roten Figuren (Johannes links und der Engel rechts) eine sich in Goldgelb und Orange ausbreitende Stadtlandschaft. In dieser kann man Haupt- und Nebenstraßen ausmachen, wie man sie vielleicht in einer westlichen Großstadt vorfindet, in vornehmlich vertikalen Schraffuren. Diese vermitteln eher Unruhe und Hektik als eine paradiesische Stimmung. Diese Stadtlandschaft wird von zwölf Farbpunkten, den zwölf Toren, den zwölf Edelsteinen oder Aposteln, wie Planeten umgeben. Diese schwebenden Farbkreise findet man vor allem in den blauen Bereichen ober- und unterhalb der Stadt. Auch das Motiv des Lebensbaumes ist mehrfach angedeutet. Bei der Ausgestaltung wurde Gassmann bei diesem Auftrag öfters inhaltlich von dem kürzlich verstorbenen Theologen Karlheinz Müller (1936-2020) von der der katholisch-theologischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg beraten, obwohl der Künstler Gassmann sich mit der Thematik exzellent auskannte und sich schon 1991 mit einem Apokalypsezyklus einen Namen gemacht hat.

 

tags: Würzburg, Unterfranken, Jacques Gassmann
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