Der südlichste Bibelgarten Deutschlands ist vor der Stadt Kehl am Rheinufer zu finden, es handelt sich um einen gebogenen Fußweg von etwa 300 Metern. Das Schöne an diesen Bibelgärten ist, dass sie in der Regel Rund um die Uhr zugänglich sind. Die meisten Kunstwerke können in Museen oder Kirchen nur tagsüber betrachtet werden, und nicht, wie hier einmal um Mitternacht.
In diesem Garten beziehen sich die einzelnen Themen links und rechts des Weges aufeinander: Das biblische Thema auf der rechten Seite ist dem Alten Testament, das auf der linken Seite dem Neuen Testament entnommen. Thema Nummer neun jedoch, das Himmlische Jerusalem, steht für sich, wie bereits die erste Stele (zum Thema Paradies) und hat kein Gegenüber.
Die Kunstwerke werden auch als „Schutzsteine“ angesehen, die dazu einladen, das Thema auf Deutsch oder Französisch zu lesen, über das entsprechende Symbol zu meditieren, die Pflanzen in dem Beet zu betrachten, die Natur und Stille zu genießen. Diejenigen Pflanzen im Beet um die Stele des Himmlischen Jerusalem sind Sommerblumen in einer „bunten Mischung“, um einen Vorgeschmack auf die zukünftige Herrlichkeit zu geben. Sie werden jedes Jahr neu ausgesät.
Die 17 Stelen stammen aus den Vogesen und sind aus dem gleichen Material, nämlich aus Buntsandstein, wie das nahegelegene Straßburger Münster. Die Idee ging auf acht Firmen der Bildhauer- und Steinmetzinnung aus dem Ortenaukreis zurück, deren Namen auf einer eigenen Stele festgehalten sind. Nummer neun stammt von der Firma Jogerst in Oberkirch bei Offenburg. Lediglich die Grundform des Steines und das Thema waren vorgegeben, das dann in freier Verantwortung des Künstlers ausgeführt wurde. Die fertige Stele wurde später für lediglich symbolische einhundert Euro dem Bibelgarten (bzw. der Kirchengemeinde) als bleibender Besitz quasi geschenkt.
Entstanden sind die Stelen 2004 anlässlich der Landesgartenschau in Kehl-Straßburg. Seitdem sind die Kunstwerke dem Wetter, den Rheinüberschwemmungen und vor allem dem Vandalismus ausgesetzt. Gerade bei der Plastik zum Himmlischen Jerusalem fehlt inzwischen ein dreifacher vergoldeter Bogen, der wahrscheinlich irgendwo im Rhein gelandet ist. Er wurde zwei Mal erneuert und zwei Mal herausgerissen. Die bleibenden Schäden an der Stadt Jerusalem kann man am besten von oben sehen: An zwei Ecken ist Stein herausgebrochen worden, dort befanden sich einst die Verankerungen des Bogens, der auch an einen Regenbogen erinnern sollte.
Biblischer Garten. Jardin biblique. Zur Landesgartenschau Kehl-Strasbourg 2004. Festival des deux rives Kehl/Strasbourg 2004, Kehl 2004.