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Erentrud Trost (1923-2004): Kapellenfenster aus dem Pflegewohnheim St. Laurentius in Bielefeld (1983)

In Gellershagen, einem Stadtteil von Bielefeld, wurde 1983 das gut zehn Jahre zuvor errichtete Pflegewohnheim St. Laurentius umgebaut. Es war ein Vorhaben der damaligen Leiterin Adelheid Dany, in Zusammenarbeit mit Pfarrer Wilhelm Doerr. Man erhöhte damals den Nachkriegsbau und setzte ihm als viertes Geschoss eine Kapelle auf. Obwohl man die Möglichkeit zu einem Blick in das grüne Umland gehabt hätte, entschloss man sich, alle Fenster komplett mit 16 Buntglasfenstern auszustatten. Diese Fenster sollten vor allem Trost und Hoffnung bei Krankheit oder Todesfällen vermittel; das war damals der Auftrag an die Künstlerin. Sie wählte dazu die Thematik des Kreuzwegs, u.a. mit dem letzten Abendmahl, der Heiligen Veronika und der Grablegung. Kreuzwege mit Darstellungen des Neuen Jerusalem sind selten, Ttost konnte sich aber an Vorläufern aus München und aus Oberhausen orientieren.

Das Fenster vorne links im Altarbereich zeigt das Lamm Gottes in einem rotgefärbtem Tondo im Zentrum des Fensters. Das stehende Lamm ist umgeben von weißen und blauen Scheiben, die an Häuser erinnern, mglw. umströmt vom blauen Lebensfluss. Das Ganze ist fest umschlossen von den Mauern und geschlossenen Toren der Gottesstadt, die sich in Brauntönen am Rand des Fensters entlang ziehen. Jedes der Tore ist mit einer horizontalen und eine vertikalen schwarzen Linie strukturiert: es sind Kreuze, passend zum Thema. Insgesamt sind es zwölf Rundbogentore, drei an einer Seite, die ein Rechteck, aber kein Quadrat bilden. Das war technisch nicht möglich aufgrund eines Rahmens, der sich horizontal im oberen Bereich durch das Kunstwerk zieht. Wie auf dem Foto zu erkennen, besteht das Fenster nämlich aus einem größeren, unteren Glas, das geöffnet werden kann, und einem kleineren Oberlicht. Die künstlerische Gestaltung vereint beide Fenster zu einem Gesamtkunstwerk.

Das Glasfenster ist eine Arbeit der Künstlerin Erentrud Trost (1923-2004) in Zusammenarbeit mit Bernhard Jostmann und seiner Glasmanufaktur aus Elsen/Paderborn. Es wurde, wie die übrigen 15 Fenster, aus den Materialien Antikglas, Blei und Schwarzlot angefertigt.
Das Haus Laurentius, wie es heute genannt wird, steht kurz vor dem Abriss und soll neu und modern wieder aufgebaut werden. Schon heute werden nicht allein Katholiken in dem Haus betreut, sondern auch Gläubige anderer Religionen und zunehmend Atheisten. Es ist ungewiss, ob in den Neubau wieder eine katholische Kapelle kommt, oder nicht eher ein Meditationsraum. Was zukünftig aus den Fenstern wird, die untrennbar mit dieser Plastikrahmung der 1980er Jahre verbunden sind, bleibt ebenso eine offene Frage.

Maria, Mutter im Glauben: Erentrud Trost. Mit einer Einführung von Silja Walter und einer kunsthistorischen Würdigung von Wolf Stadler, Freiburg 1989.
Leonie M. Meyenberg: Als Gestalterin von Kirchenfenstern bekannt geworden. Zum Tode von Schwester Erentrud (Wilhelmine) Trost, in: Die Paderquellen, 43, 2004, S. 163-164.
Romy Mamerow: In der Mitte der Mensch. 50 Jahre Haus Laurentius, Bielefeld 2021.

 

tags: Bielefeld, Ostwestfalen, Erentrud Trost, Manufaktur Jostmann
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