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Weltgericht auf einem Niellodruck (16. Jh.)

Ein Niellodruck ist ein Tiefdruckverfahren, bei dem die Zeichnung durch eingravierte oder durch in Stahlplatten eingepresste schwarze Farbe entsteht. Es gibt nur wenige Arbeiten, zumeist aus der Frühen Neuzeit, obwohl die Technik des „Niello“ bereits in der Antike bekannt war. In der Frühen Neuzeit war die Methode eine Hoffnung auf kostengünstige Produktionsverfahren, die sich jedoch nicht erfüllte, da der Kupferstich immer preiswerter wurde. Unter den wenigen erhaltenen Exemplaren ist ein einziges Blatt aus der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bekannt, welches das Weltgericht zum Thema hat. Vermutlich war das Blatt zur Illustrierung eines einfachen Gebetbuchs vorgesehen. Es wird auf das 16. Jahrhundert geschätzt, obwohl die Bildkonzeption mit Christus auf dem Regenbogen, den Engeln und Adoranten an seiner Seite noch ganz spätmittelalterlich anmutet (vgl. die Arbeit des Schwarzaugenmeisters). Wo es genau entstanden ist, kann heute nicht mehr gesagt werden, Dresden kommt ebenso in Frage wie England oder Frankreich.
Möglicherweise ist das Blatt seitenverkehrt gedruckt, denn die Szene mit den Geretteten und der Himmelspforte ist hier an der rechten, nicht an der linken Seite angebracht, was ansonsten so gut wie nie vorkam, da im Mittelalter und auch der Frühen Neuzeit der „richtige Ort“ eine hohe Bedeutung hatte. Die Pforte ist einerseits einfach gehalten, zeigt dann aber an der Außenseite detailreich den Ansatz einer Ziegelmauer. Die Frontseite, auf die es eigentlich ankäme, ist nicht ausgestaltet worden. Die Figur mit dem Totenkopf soll vermutlich Petrus sein, er leitet die Menschen zur Pforte. Hier ist er ohne Schlüssel dargestellt, dafür aber mit einem Heiligenschein. Erstaunlich viele Gerettete werden in die Pforte geleitet, manche bekleidet, andere offensichtlich nackt. In der Bildmitte sieht man noch zwei Figuren miteinander ringen: vermutlich ein Mensch und ein Dämon. Der Mensch will in das Himmlische Jerusalem gelangen, der Dämon will ihn in die Hölle ziehen, die hier im Bild links dargestellt ist. Leider lassen sich weitere Einzelheiten nicht festmachen, was nicht der Qualität oder dem Alter des Kunstwerks geschuldet ist, sondern dem Niellodruck. Man kann nachvollziehen, dass diese Drucktechnik sich nicht durchsetzen konnte.

 

tags: Dresden, Weltgericht, Himmelspforte, Frührenaissance
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