D. R. Warry, John Harmsworth: Pilgrims‘ Progress, Kinderbuch-Ausgabe 1901

Der Geistliche David Davies aus dem walisischen Glan-y-Mor nahe der Stadt Aberystwyth entwarf gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine der ersten Ausgaben von John Bunyans Pilgrim’s Progress, die speziell für Kinder und Jugendliche gedacht war. Davies konnte gut mit dem Wort umgehen, hatte aber kein Talent zum Zeichnen. Geld scheint ebenfalls nicht vorhanden gewesen zu sein, ansonsten hätte er jederzeit einen Illustrator damit beauftragen können. Zehn Jahre suchte er dann intensiv einen passenden und bezahlbaren Illustrator, bis er den kaum bekannten Künstler D. R. Warry fand, der als technischer Zeichner Lithographien für Bauprojekte anfertigte. Dessen Zeichnungen wurden von der Firma Bourne & Co. reproduziert, von John Harmsworth vollendet und 1901 endlich in London veröffentlicht. Die Zeichnung „At the Wicked-gate“ („Am Schlupfloch“) von S. 25 zeigt ein größeres rechteckiges Holztor mit einer kleinen spitzbogigen Pforte, wie sie bei Bauernhöfen zu finden war. Die steinerne Rahmung ist jedoch lediglich angedeutet, denn die Zeichnung verliert sich an den Rändern und ist auch nicht gerahmt.
Durch die Pforte zwängt sich gerade der schwer bepackte Pilger hindurch, halb mit eigener Kraft, halb mit Hilfe des Torwächters. Der Teufel schießt zwar noch einen Pfeil ab, doch den Weg des Pilgers in die Himmelsstadt wird er nicht aufhalten. Dort, wo etwa der Pfeil im Boden steckt, hat der Künstler seinen Namen eingeschrieben.

Das gesamte Buch traf ein Bedürfnis der Zeit und wurde ein großer Erfolg, wie überhaupt viele gute Kinder- und Jugendbücher damals aus England kamen und die Welt eroberten. Noch für viele Jahre wurde in nachfolgenden Drucken die Pforte so dargestellt, wie sie Warry hier neuartig präsentierte.

Claus Bernet: ‚The Pilgrim’s Progress‘ von John Bunyan, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 24, 2).

 

tags: Pilgrim's Progress, John Bunyan, London, England, Kinderbuch, Jugendbuch, Himmelspforte
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