Karl Prasse (1906-1997): Duisburger Friedhofseingang (1955)

In Marxloh befindet sich der große evangelische Friedhof von Duisburg. Den dortigen Eingang hat Karl Prasse (1906-1997) gestaltet, welcher in Duisburg geboren wurde und später als Maler, Grafiker und Bildhauer in dieser Stadt arbeitete. Er hatte sich bereits in der Nachkriegszeit auf die Gestaltung des öffentlichen Raums spezialisiert, als es vielfach noch um den Wiederaufbau ging. Eine seiner frühen Arbeiten ist dieses Mosaik aus Buntglassteinen. Zu dieser Zeit war das Quadrat bzw. das Rechteck eine beliebte geometrische Grundfigur, aus der auch Prasse das Neue Jerusalem zusammenfügte. Die Stadt erscheint begrünt, auch den Lebensfluss und die zwölf Tore kann man ausmachen – und dennoch hat die Konzeption einen abstrakten Grundton. In der Mitte fällt sogleich das rote Quadrat auf, welches in sich ein kleines goldenes Quadrat birgt: dies ist Christus, der eigentliche Bezugspunkt dieser Stadt. Von ihm aus strömt das Wasser des Lebens in die vier Himmelsrichtungen. Im Inneren befinden sich auch vier grünfarbene Quadrate, in einen hellen und dunklen Bereich schräg geteilt. Die ist wohl ein Verweis auf paradiesische Zustände und auf den Baum des Lebens.

 

Am Rande der Stadt erscheinen die zwölf Tore als dunkelblaue Blöcke. Diese Stadt präsentiert keine gewöhnliche Perspektive, sondern es ist eher ein Grundriss oder ein Blick auf die Stadt aus der Vogelperspektive. Obwohl dieses Werk einen hohen abstrakten Anteil hat, ähnelt es frühmittelalterlichen Beatusillustrationen.

Kunst und Bauen in Duisburg 1950 bis 1986, in: Duisburg, 1987, S. 103-106 und 178. 

 

tags: Öffentlicher Raum, Duisburg, Ruhrgebiet, Friedhof, Nachkriegskunst
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