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Katholisches Andachtsbild (um 1820)

In katholischen Regionen waren kleine, einfache und preiswerte Andachtsbilder im 19. Jahrhundert beliebt, es gab sie vor allem in Italien und Frankreich an Wallfahrtsorten wie Lourdes, Loreto, Padua, Assisi. In bürgerlichen Wohnungen zierten sie dann die Wohnzimmer, waren Teil graphischer Sammlungen oder wurden in Privatkapellen aufgehängt. Sie waren einst druckgraphische Massenware, die Auflage um Auflage gedruckt wurde, aber deren Exemplare nur selten von Museen oder Kunstsammlungen aufgenommen wurden. Auf vielen dieser Bilder wird der Lebensweg mit seinen Gefahren bis zum Erreichen der Himmelspforte als das eigentliche Ziel und Endpunkt dargestellt. Diese Pforte befindet sich hier rechts oben und ist durch die lateinische Beschriftung im Türbogen mit „Porta Coeli“ und durch Petrus mit dem Türschlüssel als solche gekennzeichnet. Petrus ist hier ohne Heiligenschein dargestellt, er blickt zur Türinnenseite und hält dem Betrachter seinen Schlüssel entgegen, als wolle er sein Amt abgeben. Immerhin ist die Pforte bereits zu zwei Drittel geöffnet, so dass Petrus seine Aufgabe eigentlich erfüllt hat.
Die beiden Säulen und die üppige Supraporte sind mit originellem Pflanzendekor ausgestattet, die noch etwas vom einstigen Rokoko geprägt sind, während die Figuren wie die Engel oder auch Petrus längst in der Biedermeier-Zeit angekommen sind. Der anonyme einfarbige Kupferstich in imitierender Grisaille-Technik entstand um 1820 in Paris, wurde im Jahr 2018 versteigert und ist seitdem in einer Privatsammlung der wissenschaftlichen Beschäftigung entzogen.

Das kleine Andachtsbild: Graphik vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Auswahlkatalog, Hildesheim 2004.
Horst Heres (Bearb.): Das private Andachtsbild: Devotionalie – Andenken – Amulett; Katalog zur Ausstellung im Museum Altomünster, 23. März bis 5. August 2007, Dachau 2007.

 

tags: Kupferstich, Himmelspforte, Petrus, Neupietismus, Paris
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