Wandteppich von Simone Lorimy-Delarozière (1905-1987) aus der Abtei Saint-Victor in Marseille (1975)
Die Abtei Saint-Victor in Marseille (Provence) ist im Besitz eines Wandteppichs, der nach einem Entwurf von Simone Lorimy-Delarozière (1905-1987) gefertigt wurde. Simone Lorimy stammte aus Marokko, das 1905 noch zu Frankreich gehörte. Sie brachte sich Malen und Zeichnen autodidaktisch bei, bis sie zu einem Stipendium an die Académie Julian nach Paris geladen wurde. Dort studierte sie von 1930 bis 1934, wo sie auch ihren späteren Mann, den Zeichenlehrer Delarozière, kennenlernte. Ab 1936 unterrichte sie an einem Gymnasium in der Nähe von Lyon Kunst und Musik, schuf aber nebenher zahlreiche Ölgemälde. Schwerpunkte waren religiöse Arbeiten für Kirchen und Kapellen, Malereien südlicher Landschaften und Dörfer sowie Selbstporträts. Textile Werke sind in ihrem Schaffen die Ausnahme.
Der Wandteppich befindet sich in der Kapelle des rechten Seitenschiffs und wurde 1975 fertiggestellt. Von 36 Feldern zeigt das größte in der Mitte das Himmlische Jerusalem auf violettem Untergrund. In der Stadt sind die Bauten in futuristischen, kubischen Formen wiedergegeben, wie es für die 1970er Jahre typisch war. Eigentlich sieht die Oberfläche wie eine Industrielandschaft mit Schloten, Fabrik- und Lagerhallen aus. Im Zentrum befindet sich eine runde Gartenanlage mit dem Lamm Gottes. Es scheint sich im göttlichen Feuer oder Licht zu befinden, von dem aus der Lebensfluss nach unten strömt – er verliert sich jedoch im Häusergewirr und man weiß nicht, ob oder wo er nach außen tritt. Um die Stadt schweben in regelmäßigen Abständen musizierende Engel, die die zwölf Tore bewachen. Sie sind alle mit einem Apostelnamen in französischer Sprache versehen. Die Gewänder und Flügel der Engel gaben eine Gelegenheit zu kräftigen, auch ungewöhnlichen hell leuchtenden, stets warmen Farben wie Lachsrosa, Neongrün, Türkis, Orange.
Beitragsbild: A. Forni