Um das Jahr 1920 erschien eine Neuauflage eines Werkes von Joseph Hahn, welches tatsächlich folgenden Titel führt: „O Ewigkeit, du Donnerwort! O Ewigkeit, du Freudenwort! Sechs Erzählungen aus dem Jenseits“. Joseph Hahn, ein Nachfahre des Theosophen Johann Michael Hahn (1758-1819), gehörte dem Neupietismus an. Bei einer „Erzählungen aus dem Jenseits“ lag es nahe, den Ort des Jenseits, also das Himmlische Jerusalem, auch zur Illustration des Bandes heranzuziehen. Das ist der Fall bei drei Handzeichnungen.
Dabei handelt es sich um eine Zeichnung zu der Geschichte „Zwischen Himmel und Erde“ (S. 26), eine nachträgliche Zeichnung zum Vorwort (S. 69) und eine letzte Zeichnung zu der Erzählung „Ewig geborgen“ (S. 105). Der Band mit diesen Illustrationen eines unbekannten Künstlers im Jugendstil erschien um 1920 im Stuttgarter Verlag Ulshöfer und wurde mehrfach aufgelegt. Dass hier das Neue Jerusalem drei Mal im Gewande eines antiken dorischen Tempels erscheint, widerspricht zwar dem Wortlaut der Johannesoffenbarung, reiht sich aber ein in hunderte von anderen Werken, die ebenfalls die Bauten des Neuen Jerusalem in antikisierter Gestalt präsentieren. Als Beispiel sei allein auf Sébastien Norblins Zeichnung „Patmos“ (1855) verwiesen. Übrigens widerspricht die Tempelgestalt auch dem eigenen Text von „O Ewigkeit“, wo mehrfach davon gesprochen wird, dass das Neue Jerusalem wie ein Schloss aussehen würde. Das Vorwort informiert: der Kohlenbrenner Eberhard Jung (1680-1751, Großvater von Jung-Stilling, der die Geschichte in „Szenen aus dem Geisterreiche“ berichtet) will 1751, im Jahr seines Todes, eine Vision gehabt haben: „Ich sah weit vor mir ein Licht, eben so, als wenn morgens früh die Sonne aufgeht. Ich verwunderte mich sehr. Ei, dachte ich, dort steht ja die Sonne am Himmel. Das muß ja etwas Wunderliches sein, das muß ich sehen. Ich ging darauf zu. Wie ich vorhin kam, siehe, da war vor mir eine Ebene, die ich mit meinen Augen nicht übersehen konnte. (…) Da standen viele tausend prächtige Schlösser, eines nahe beim andern. Schlösser, ich kann’s euch nicht beschreiben, als wenn sie von lauter Silber wären! Da waren Gärten, Büsche, Bäche. O Gott, wie schön!“ (S. 2-3).
Joseph Hahn: O Ewigkeit, du Donnerwort! O Ewigkeit, du Freudenwort!, Stuttgart, um 1920.