Brigitte Mohn: Quilt aus „Christus, unser Friede“ in Ludwigsfeld (1986)

Die römisch-katholische Kirche „Christus, unser Friede“ in Ludwigsfeld südlich von Neu-Ulm wurde 1969 im Brutalismus-Betonstil erbaut. Der Kirchenschmuck der Erstausstattung war bewusst zurückhaltend, ganz im Stil der damaligen nüchternen, ja kargen Kirchenarchitektur und Kunstauffassung. Daher fasste man Mitte der 1980er Jahre den Entschluss, den Bau mit neuen Kunstwerken zu verschönern. Im August 1985 wurden dazu Vorschläge entworfen, und die Arbeiten waren bereits im Juli 1986 fertiggestellt. Die künstlerische Gestaltung von mehreren Teppichen lag in den Händen von Frau Brigitte Mohn und wurden von Ludwigsfelder Frauen in Handarbeit erstellt und auf den unverputzten Beton vorgehängt. Einer von drei Wandteppichen (heute befindlich im Eingangsbereich, auf der Seite gegenüber des Altars rechts) zeigt die weißen, rosanen und hellblauen Bauten eines polygonalen Himmlischen Jerusalem in einer siebenseitigen Gloriole.

Im dunkelblauen Stoff am Rand kann das Wasser des Lebens wie auch der Himmel angedeutet sein, ähnlich wie auf einem Fastentuch von Heinrich Skudlik. Unten findet man das weiße Lamm Gottes. Es sieht so aus, als würde sich dieses Gotteslamm nicht in, sondern vor der Stadt befinden, wenngleich auch klare Mauern fehlen und es nicht deutlich wird, wo die Stadt genau beginnt oder endet. Vom Mund des Lammes gehen zwei weiße Zackenlinien aus, möglicherweise der Heilige Geist oder das Wort Gottes. Kontrapunkt zu dem Lamm ist die imaginäre Lichtquelle oben rechts, von der acht Strahlen ausgehen, dargestellt durch acht hell- und dunkelgelbe Stoffbahnen.

Max Mayr: Christus, unser Friede, in Neu-Ulm/Ludwigsfeld, in: Hans Eugen Specker, Hermann Tüchle (Hrsg.): Kirchen und Klöster in Ulm, Ulm 1979, S. 503-504.
Claus Bernet: Kunstwerke in Textil, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 13).
Sabine Klotz, Elke Hamacher u.a.: Christus, unser Friede, Neu-Ulm-Ludwigsfeld 2018.

 

tags: Ulm, Schwaben, Brutalismus, Wandteppich,
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