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Angela Gsaenger (1929-2011): Mosaik aus aus der Kirche St. Matthäus in München (1956) der Christuskirche in Sulzbach-Rosenberg (1956-1958)

Das Mosaik an der Altarwand in der evangelischen Kirche St. Matthäus in München zeigt das Himmlische Jerusalem als Bild für Gottes künftige, ewige Welt. Es ist eine Arbeit der Glaskünstlerin und Mosaizistin Angela Gsaenger (1929-2011). Diese Arbeit entstand 1956 kurz vor den anderen Mosaiken in Wolfsburg und Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz). Alle drei Arbeiten ähneln sich erheblich. Das Mosaik für München war eine Vorarbeit, hier ist das Himmlische Jerusalem noch zurückhaltend dargestellt. Deutlicher tritt es in Sulzbach-Rosenberg hervor, wo es im Prinzip eine Weiterentwicklung von München ist, noch eng angelehnt und mehr eine Erweiterung als Neukonzeption. Dieses, eine Neukonzeption, findet man dann in Wolfsburg, wo das Neue Jerusalem am deutlichsten hervortritt.
St. Matthäus in München ist eine evangelischer Kirche, welche der Vater der Künstlerin, der Architekt Gustav Gsaenger (1900-1989), 1955 entworfen hat. Für ganz Bayern sollte es ein wegweisender Kirchenneubau sein. Es handelt sich bei dem Neuen Jerusalem um ein Altarmosaik im Chorbereich der Kirche.

Dort fällt ein Lichtkeil auf die drei Golgatha-Kreuze, deren Zeit und Bedeutung abgelaufen ist. Unzählige Bauten mit rechteckigen Fenstern und Türen strukturieren den Hintergrund. Er setzt sich aus den gleichen Steinen wie später in Sulzbach-Rosenberg zusammen, und aus einem Lieferprotokoll geht hervor, dass es sich um die gleiche Bestellung für beide Kirchen handelte, an denen die Künstler also zeitgleich arbeiteten.
Auch in München hängt ein Kruzifixus vor dem Mosaik. Zusätzlich ist der Altarbereich erhöht und von zwei mächtigen, schwarzen Säulen gerahmt (wie zuvor in Wolfsburg). Dieses verleiht dem Mosaik eine besondere Rahmung; die Stadt erscheint wie vor einer barockartigen Kulisse, obwohl diese Kirche bewusst als moderner Gegenentwurf zu den Münchner Barockkirchen gedacht war.

Gemeinde St. Matthäus München, 1967-1992, München 1992.
Die Evang.-Luth. Bischofskirche am Sendlinger Tor 1955-1995: Bilder einer ungewöhnlichen Gemeinde. Zum 40-jährigen Jubiläum der neuen St.-Matthäus-Kirche in München, München (1995).
Gerhard Ongyerth: 50 Jahre St. Matthäus in München: 50er-Jahre-Architektur im Stadtgefüge, in: Denkmalpflege-Informationen. Ausgabe B, 134, 2006, S. 28-31.

 

Neben den modernen Großstadtkirchen in München und Wolfsburg entstand auch in der evangelischen Christuskirche Sulzbach-Rosenberg eine dritte Fassung. Wieder handelt es sich um eine Altarwand mit einem älteren, bereits vorhandenen Kruzifix. In dieser Kombination wollte man den Leidensweg Christi und, im übertragenen Sinn, den Weg der Gemeinde zum Ziel der Kirche ausdrücken. Das Kreuz Christi vor dem Mosaik bildet also auch hier eine Brücke zu den weit geöffneten Toren der friedvollen Stadt. Ihre sechs Tore fallen als goldene Rechtecke besonders auf, sie sind einfach gestaltet, aber doch höchst wirkungsvoll gesetzt.

Durch den häufigen Wechsel der Plattengröße, durch verschiedenen Plattenzuschnitt und durch Äderungen im Marmor entsteht eine belebte Oberflächenstruktur. Die Marmortafeln in 53 unterschiedlichen Farbtönen stammen aus sieben europäischen Regionen: blaugrau aus Bayern (Würzburg), gelbrosa und grün aus Österreich, rot und weißgrau aus Italien, rotbraun aus Serbien, schwarz aus Belgien, weiß aus Mazedonien usw. 1.100 Farbtafeln wurden für das Kunstwerk benötigt, vorwiegend in akropolisweiß, perlblaugrau, cristalloweißgrau, tempelbruchbeige und muschelkalk-goldbandgrau. Ausgeführt wurde es 1958 von der Traditionsfirma Kiefer aus Kiefersfelden. 

Roland Kurz (u.a.): Zur Ehre Gottes – 50 Jahre Christuskirche Sulzbach-Rosenberg, Sulzbach-Rosenberg 2008.
Claus Bernet: Mosaike, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 33). 

 

tags: Angela Gsaenger, Oberpfalz, Bayern, Altar, Nachkriegszeit
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