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Vasco Nasorri (1940-2019): Bodenmosaik des Kloster „Berg der Seligpreisungen“, Tiberias (1984)

Obwohl Israel, Palästina und vor allem die Stadt Jerusalem ein passender Ort für Darstellungen des Himmlischen Jerusalem wäre, findet man solche dort kaum. Eine neuere Arbeit stammt von 1984 und wurde von Vasco Nasorri konzipiert, gestaltet und gebrannt. Der Italiener Nasorri (1940-2019) hatte zunächst lange Zeit mit Vorbereitungen und Experimentieren verbracht, um eine optimale Materiallösung zu finden. Dabei wurden bewusst örtliche Baustoffe verwendet und lokale Techniken angewandt. Nasorri schrieb, dass er versucht habe, antike Techniken wiederzubeleben und gleichzeitig umweltschonend vorzugehen: „Die meisten Mosaiken findet man in dunklen, kühlen Kapellen, denken Sie an Maria Maggiore, Santa Prassede oder an die Lateranbasilika. Kennen Sie ein Mosaik, dass zweitausend Jahre der Sonne ausgesetzt war? Wie würden seine Farben aussehen, wenn man überhaupt noch Farben erkennen kann? Mein Anspruch für Tiberias war, etwas Bleibendes zu schaffen, was früher der eigentliche Anlass war, mit Mosaiken zu arbeiten“ (Übersetzung aus dem Italienischen E. G.). Ausgeführt wurde das Kunstwerk im Garten des Heiligtums Beatidudo, dem Kloster „Berg der Seligpreisungen“, einer katholischen Basilika im galiläischen Tiberias. Der Berg der Seligpreisungen, nördlich des Sees Genezareth ist der Ort, wo laut christlicher Überlieferung, Jesus die Bergpredigt gehalten und seine Jünger erwählt hat. Einmal ist er sogar über diesen See gelaufen. Von der Terrasse des Klosters und der Kirche bietet sich eine herrliche Aussicht in das Umland.

Während beim Material auf Tradition Rücksicht genommen wurde, hat Nasorri nicht versucht, das Himmlische Jerusalem in seiner spätantiken Ausdrucksform zu gestalten, sondern bediente sich einer modernen, bildlichen Formensprache. Die farbigen Keramikkacheln basieren auf gelben, blauen und roten Pastelltönen. Über einem großen Eingangstor ist die Schrift „Jerusalem“ angebracht, dann auch „quae sursum est“ (Römerbrief Kap. 4, Vers 16). Darunter sind auf der blauen Mauer rote und gelbe Kreise zu sehen. Dies sind die Edelsteine, aus denen die Stadt erbaut ist. Zwischen den zwölf Türmen sind weitere Tore in die Mauer gesetzt, die sich in einem unregelmäßigen Zickzackkurs um die Stadt zieht. Im Inneren ist eine weite Freifläche einsehbar, auf der sich das Agnus Dei befindet.
Das Kunstwerk (500 x 250 Zentimeter) ist Teil der rechten Seite eines umfassenderen Bildprogramms, welches auch den Baum des Lebens, seine Früchte und Engelsdarstellungen mit einschließt. Beigefügt wurden biblische Schriftzitate in Latein zu den jeweiligen Darstellungen. Die Arbeiten befinden sich im Freien und können betreten werden. Die Örtlichkeit eines Gartens in einer wüstenähnlichen Umgebung gab die Vorlage, das Motiv des alttestamentlichen Paradiesgartens und seines neutestamentlichen Pendants zu wählen. Seitdem erfreuen sich der Garten und das Kunstwerk bei Kirchenbesuchern wie bei Pilgern aus aller Welt großer Beliebtheit.

 

tags: Israel, Bodenmosaik, Keramik
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