Isolde Joham (1932-2022) arbeitete als Professorin an der Akademie für angewandte Kunst in Wien. Drei Jahre lang hat sie an Entwürfen zu einem Bild des Himmlischen Jerusalem gefeilt, bis im Jahre 1963 mit den umfangreichen Arbeiten in der umgebauten Herz-Jesu-Kirche, einer römisch-katholischen Stadtpfarrkirche in der Porzellanstadt Selb (Oberfranken), begonnen werden konnte. Der Entwurf wurde auf Papier in Originalgröße gezeichnet und darauf Stein für Stein zusammengefügt, dann mit Hammer oder Zange auf die gewünschte Größe gebracht und auf das Papier geklebt und später Stück für Stück in Zement verlegt. Das gesamte Mosaik ist mit venezianischen Glassteinen ausgeführt, von denen die Hälfte goldfarben ist. Das Mosaikbild besitzt mit 78 Quadratmetern Fläche eine beeindruckende Größe und ist raumbestimmend. Es reicht im Altarbereich von der Decke der Kirche bis zum Fußboden und besteht aus schätzungsweise 1, 4 Millionen einzelnen Glassteinchen.
Die gefundene Lösung ist einzigartig: Im Zentrum der Gesamtkomposition befindet sich Christus mit erhobenen Händen als Hohepriester und geopfertes Lamm samt seiner Stigmata. Dieses Zentrum steht in einem großen Quadrat, die heilige und ewige Stadt Jerusalem darstellend. Vier große blaue Spiralen verlassen das Quadrat und stellen die Ströme des lebendigen und rein machenden Wassers dar. Diese Ströme verlassen die Tore der Stadt, welche als Kreise dargestellt sind, die wiederum die zwölf Apostel repräsentieren und durch ihre Farben für den Morgen (weiß), den Mittag (rot), den Abend (blau) und die Nacht (schwarz) stehen. Beim Betrachten des Mosaiks stellt man fest, dass Christus und das Himmlische Jerusalem ineinander übergehen. Christus tritt nicht eigens hervor, weil die ganze himmlische Stadt von Christus durchdrungen ist – so jedenfalls sah die Künstlerin 2001 rückblickend ihr Werk und führte weiter aus: „Die beiden Arbeiten in Selb haben für mich ihre eigene besondere Bedeutung. Für die Herz-Jesu-Kirche habe ich über 18 Monate experimentiert, bist ich endlich eine geeignete Dynamik und Schwingungen hatte, die im Großen wirkten. Ich hatte dazu einen speziellen Holzkasten gebaut. Ein Kreisel verteilte langsam einströmende Wasserfarben und erzeugte schließlich das Muster, das dort heute zu sehen ist“.