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Herrnhuter Brüdergemeine: Herdenmotiv (ab 1742)

Einem größeren Leserkreis wurde das Motiv der Lamm-Gottes-Gemeinde durch die Verwendung als Titelkupfer der „Büdingischen Sammlung“ von 1742 bekannt.

In diesem wie auch in den folgenden Fällen ist der Kupferstecher nicht bekannt. Die Herrnhuter Brüdergemeine, die aus dem Luthertum hervorging, entwickelte neben ihren eigenen Lehren auch ihre eigene Darstellungsweise des Himmlischen Jerusalem. In ihrer Theologie wurde das Lamm Christi geradezu kultartig verehrt. Daher bot es sich an, auch die Gemeinde als Herde weißer Lämmer in ihrer Hürde darzustellen. Anstatt einer Stadtmauer griff man zu einer quadratischen Umzäunung. Christus als Agnus Dei mit Siegesfahne befindet sich nicht in, sondern vor der Stadt.

 

Es gibt von diesem Motiv zahlreiche weitere Fassungen, vor allem als lose, undatierte Kupferstiche. Als Titelkupfer auf der Serie Büdingische Sammlung war es schlagartig einem breiten Publikum vertraut geworden, und schon ein Jahr darauf erschien das Motiv als Titelkupfer der „Manuel de doctrine des Eglises des frères Moraves“. Dieser Stich ist weitaus feiner als der aus der Büdingischen Sammlung, ansonsten aber fast gleich. Lediglich das Lamm hat die Blickrichtung nach links mit der nach rechts gewechselt, statt „Heyl“ trägt die Fahne nun ein „Salut“.

 

1744 erschien „Siegfrieds Bescheidene Beleuchtung“, die Nikolaus von Zinzendorf (1700-1760) zugeschrieben wird. Auf dem Frontispiz befindet sich ein Kupferstich wie auf der Büdingischen Sammlung, nur dass im Hintergrund eine mitteldeutsche Landschaftsdarstellung und rechts die Ronneburg in der Wetterau zu erkennen ist. Damit wird deutlich, dass es sich nicht um irgendeine Gemeinde der Herrnhuter handelt, sondern um die in Herrnhaag, die sich während der sogenannten „Sichtungszeit“ ganz besonders bemühte, dem Himmlischen Jerusalem nahezukommen.

 

Um 1745 schuf der Maler Johann Gottfried Neumann noch ein mehrfarbiges Aquarell auf Pergament, das sich eng an die Zeichnung von „Siegfrieds Bescheidene Beleuchtung“ anlehnte. Allein die Unterschrift wie auch der markante Turm der Burg wurden weggelassen. Es ist eine der wenigen Farbkunstwerke aus der frühen Zeit der Brüdergemeine.

Paul Peucker: Kreuzbilder und Wandmalerei. Form und Funkion der Malkunst in der Herrnhuter Brüdergemeine um 1750, in: Unitas Fratrum, 55/56, 2005, S. 125-174.
Claus Bernet: Der Pietismus, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 10).

 

tags: Brüdergemeine, Kupferstich, Herde, Lamm
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