
Erentrud Trost (1923-2004): Mosaik aus St. Johannes, Westerholt-Bertlich (1964)
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Claus Bernet
- Juni 18, 2021
Bertlich liegt am nördlichen Stadtrand von Gelsenkirchen. In der dortigen katholischen Kirche St. Johannes wurde 1964 die Chorwand hinter dem Altar großflächig mit einem Bild des Himmlischen Jerusalem ausgestattet.
1963 wurde die Ordensschwester Erentrud Trost aus Varensell bei Gütersloh beauftragt, ein Mosaik zu entwerfen, das die Konche hinter und über dem Altar schmücken sollte. Eine Reise von Gemeindemitgliedern nach Ravenna bestärkte den Plan. Das Thema der Darstellung wurde der Apokalypse des Johannes entnommen: „Beati, qui ad cenam nuptiarum agni vocati sunt“. Der Entwurf orientiert sich jedoch keineswegs an italienischen oder anderen Vorbildern, sondern bietet Neues: Die ausgestreckte Hand als eigentlicher Zugang in die Stadt ist für ein Mosaik einzigartig. Auch die gebogene Staffelung der Wandpartien mit elf Toren ist ein Einfall der Nonne.
Schließlich ist auch die Kombination von Neuem Jerusalem oben und Abendmahlszene unten (hier nicht abgebildet) einleuchtend, aber ohne direktes Vorbild.
Bis zum Jahresende 1963 war der Entwurf fertiggestellt. Unmittelbar danach wurde ein Gerüst aufgestellt, damit die Rundung maßgerecht gezeichnet werden konnte, und im Juni begannen Benediktinerinnen, das Mosaik zu setzen. Die Steine wurden auf Platten geklebt und nummeriert. Über 1.075 Platten waren in Varensell entstanden und wurden dann von den Nonnen Erentrud, Bonaventura und Laeta in den frischen Putz gesetzt. Die Aufsetzung der Mosaikplatten musste nach einer festen Ordnung geschehen, der Zement durfte nicht zu hart sein. Er wurde am Tage vorher grundiert, dann frisch geputzt und darin die Mosaikplatten gesetzt. Dann kamen die vielfältigen Ausbesserungen. Die Arbeiten waren dennoch bis zum Jahresende 1964 abgeschlossen.
Joseph Hülsmann: Chronik St. Johannes, o. J. (im Besitz des Verfassers).
Pfarrgemeinderat (Hrsg.): Pfarrei Sankt Johannes Baptist, Bertlich 1978.