Erentrud Trost (1923-2004): Ehemaliges Mosaik aus St. Johannes, Westerholt-Bertlich (1964)
Bertlich liegt am nördlichen Stadtrand von Gelsenkirchen. In der einstigen römisch-katholischen Kirche St. Johannes wurde dort 1964 die Chorwand hinter dem Altar großflächig mit einem Bild des Himmlischen Jerusalem ausgestattet.
1963 hatte man die Ordensschwester Erentrud Trost aus Varensell bei Gütersloh beauftragt, ein Mosaik zu entwerfen, das die Konche hinter und über dem Altar schmücken sollte. Eine Reise von Gemeindemitgliedern nach Ravenna bestärkte den Plan. Das Thema der Darstellung wurde der Apokalypse des Johannes entnommen: „Beati, qui ad cenam nuptiarum agni vocati sunt“. Der Entwurf orientiert sich jedoch keineswegs an italienischen oder anderen historischen Vorbildern, sondern bot Neues: Die ausgestreckte Hand Gottes als eigentlicher Zugang in die Stadt war für ein Mosaik einzigartig. Auch die gebogene Staffelung der Wandpartien mit elf Toren war ein Einfall der Nonne, sie orientierte sich bei der Konzeption (nicht bei der künstlerischen Ausgestaltung) an einem Epigramm von 1580. Schließlich war auch die Kombination von Neuem Jerusalem oben und Abendmahlszene unten (hier nicht abgebildet) einleuchtend, aber ohne direktes Vorbild.
Bis zum Jahresende 1963 war der Entwurf fertiggestellt. Unmittelbar danach wurde ein Gerüst aufgestellt, damit die Rundung maßgerecht gezeichnet werden konnte, und im Juni begannen Benediktinerinnen, das Mosaik zu setzen. Die Steine wurden damals auf Platten geklebt und nummeriert. Über 1.075 Platten waren in Varensell entstanden und wurden dann von den Nonnen Erentrud, Bonaventura und Laeta in den frischen Putz gesetzt. Die Aufsetzung der Mosaikplatten musste nach einer festen Ordnung geschehen, der Zement durfte nicht zu hart sein. Er wurde am Tag vorher grundiert, dann frisch geputzt und darin die Mosaikplatten gesetzt. Dann kamen die vielfältigen Ausbesserungen. Die Arbeiten waren dennoch bis zum Jahresende 1964 abgeschlossen.
2023 war der Bau wieder eingerüstet. Diesmal ging es aber nicht um eine Kirchenrenovierung, sondern die inzwischen aufgegebene und profanierte Kirche wird zu einer Mietwohnanlage umgebaut. Das mobile Inventar wurde verkauft, alle sakralen Anklänge, darunter auch sämtliche Buntglasfenster, wurden inzwischen entfernt.
Joseph Hülsmann: Chronik St. Johannes, o.J. (im Besitz des Verfassers).
Pfarrgemeinderat (Hrsg.): Pfarrei Sankt Johannes Baptist, Bertlich 1978.