Johann Salomon Meyer: Barocktor des Himmlischen Jerusalem (um 1775)

Im Barock wurden bei Gastmählern die Tafeln mit Kunstgegenständen jeglicher Art verziert. Im Kölner Museum Schnütgen wird ein solches Schmuckstück aufbewahrt, was vermutlich zum Hof eines geistlichen Würdenträgers gehörte. Es ging dabei weniger um fromme Erbauung oder theologische Aussagekraft, sondern um die Repräsentation von Ästhetik, Macht und vor allem um Demonstration von Reichtum. So stehen die Edelsteine der Gottesstadt im Zentrum, die ausgerechnet auf den Türflügeln angebracht wurden, so dass dieses Tor verschlossen und abweisend wirkt, eher wie ein Brunnen denn als Eingang in das Himmlische Jerusalem.
Korinthische Kapitelle aus Perlmutt zieren den Torrahmen, der von einem süßlich-verzückten Johannes gekrönt ist, wie ihn nur katholischer Rokoko schaffen konnte. Er ist durch seine Attribute Buch und Adler als Evangelist Johannes zu erkennen.
In das Tor sind zwölf verschiedene Edelsteine gefasst. Auf beigegebenen Täfelchen kann man sogar nachlesen, um welche Kostbarkeiten es sich dabei konkret handelt: Jaspis, Saphir, Chalzedon, Smaragd, Sardonyx, Sarder, Chrysolith, Beryll, Topas, Chrysopras, Hyazinth und Amethyst.

Dieses Neue Jerusalem ist ein Unikat, es sind keine weiteren Kunstwerke dieser Art bekannt. Vorlage war ein zweiteiliges barockes Tischdekor aus Süddeutschland mit jeweils sechs Edelsteinen, das heute in der Rüstkammer des Moskauer Kreml aufbewahrt wird. Nur wenige Goldschmiede kamen dafür in Frage, zumal dieses Kleinod des Rokoko aus Gold, Silber, Edelstein, Perlmutt und Emaille nur knapp 14 Zentimeter Höhe aufweist, was äußerst sorgfältiges und konzentriertes Arbeiten erforderlich machte. Nur einem Meister seines Faches, wie dem Goldschmied Johann Salomon Meyer aus Zerbst bei Magdeburg, einem Spezialisten im Anfertigen kunstvoller Pokale und wertvoller Prunkuhren, konnte es gelingen, ein solches Werk herzustellen. Neuerdings wird auch eine Zuschreibung an Daniel Baudesson (1716-1785) ins Spiel gebracht. Auf unbekanntem Weg gelangte das Stück in den Besitz des Würzburger Kunsthändlers Neuhaus, der es 1989 an Anton Legner, den damaligen Leiter des Schnütgen-Museums, verkaufte und das seitdem in der Dauerausstellung zu sehen ist (Inventarnummer G 687).

Neuerwerbungen, in: Museumszeitung, 3, 1989, S. 17.
Anton Legners Abschiedsrede an die Freunde des Schnütgen Museums, in: Kölner Museums-Bulletin, 3, 1990, S. 29-36. 

 

tags: Barock, Himmelspforte, Edelsteine, Köln
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