Friedrich Eberhard Collin (1684-1727): „Gewaltiges Eindringen ins Reich Gottes“ (1722)
1722 erschien in Frankfurt am Main im Verlag Wolfgang Christoph Multz das Werk „Gewaltiges Eindringen ins Reich Gottes“, ausgestattet mit einer Vorrede von Johann Georg Pritius (1662-1732). Den eigentlichen Hauptteil steuerte aber Friedrich Eberhard Collin bei, Pädagoge und Hofprediger aus Lobenstein in Thüringen. Collin (1684-1727) war lutherischer Pietist, der die Welt andauernd bedroht sah von Teufeln und ihren Versuchungen. Diesen Grundgedanken ließ er für sein Werk „Gewaltiges Eindringen“ ins Bild setzen.
Das Frontispiz ist durch eine Mauer mit einer winzigen Pforte horizontal geteilt. In der unteren Hälfte ermuntern zwei Engel einen Menschen, den schmalen Weg nach oben zu gehen. Widernisse kündigen sich an: Drei kleine Drachen flüstern links Versuchungen ein, rechts drohen aus dem Busch Bogenschützen. Links unten, gegenüber der Hecke, ist der Planet Erde dargestellt mit einigen Attributen, die auf angeblich Vergängliches wie Reichtum und Ehre verweisen. Nach der Pforte führt der schmale Weg weiter, denn das eigentliche Ziel ist das Himmlische Jerusalem.
Die Stadt erscheint über der Szenerie als einfache, leere Ummauerung inmitten eines Strahlenkranzes. Selten ist das Himmlische Jerusalem derart einfach, ja lieblos hingezeichnet worden, vielleicht in Anlehnung an ein unmittelbar zuvor erschienenes Werk des Pietisten Johann Wilhelm Petersen. Darunter findet sich eine Wiederholung der unteren Szene: Zwei Fromme wollen in Frieden das Abendmahl einnehmen, werden aber von einem Krieger und erneut von drei Flugdrachen behindert.
Unter dem Kupferstich findet sich die Beischrift „Ringt darnach das ihr durch die enge Pforte eingeht“, also ein Zitat aus dem Lukasevangelium, Kap. 13, Vers 24.
Friedrich Eberhard Collin: Das Gewaltige Eindringen ins Reich Gottes, Franckfurt am Mayn 1722.
Christian Körber: Der rechte Gebrauch des Namens Jesu – nach Ableben des Friedrich Eberhard Collin in einer Leichen-Predigt vorgestellet, Gräitz 1727.
Johann Adam Steinmetz: Lebens- und Todes-Geschichte des sel. Herrn Friedrich Eberhard Collins, in: Theologia Pastoralis Practica, 13, 1739, S. 355-387; 14, 1740, S. 600-618; 15, 1740, S. 703-720; 16, 1740, S. 816-841.