Die evangelische Johanneskirche in Kulmbach (Oberfranken) besitzt ein glasiertes Kreuz aus Ton mit zwölf Toren und dem Lamm in der Mitte. Das Schmuckkreuz hat seinen Platz rechts neben dem Haupteingang, wo es an die Außenwand montiert ist. Es soll die Gläubigen und Besucher bereits vor dem Betreten des Kirchenbaus daran erinnern, dass der Mensch auf Erden keine bleibende Stadt hat (Hebräerbrief Kap. 13, Vers 11). Es ist das einzige mir bekannte Schmuckkreuz mit diesem Motiv, welches an einer Außenwand angebracht wurde. Der Künstler dieser weder datierten noch signierten Arbeit war vermutlich der Bildhauer Johannes Engelhardt (1927-1990) aus Wemding, der zusammen mit Gerhard Schneider die Mitte der 1960er Jahre neu erbaute Kirche unter dem ersten Pfarrer Karlheinz Wagner mit Kunstwerken ausstattete. Es soll demnach aus dem Jahr der Einweihung der Johanneskirche, 1968, stammen, zu einer Zeit, als Johannes Engelhardt in Bayern ein gefragter und anerkannter Künstler war.
In dem Kunstwerk wurde Farbe sehr zurückhaltend eingesetzt. Den Grundton gibt die dunkle braune Tönung vor, von der sich die eingeritzten weißen Zeichnungen klar und deutlich abheben. Inhaltlich dominiert das Gotteslamm mit seinem mächtigen Strahlenkranz. Es drängt mit dieser Lichtkrone die Häuser der Stadt förmlich zur Seite. Tore oder auch Mauern sind weggelassen, die Stadt ist allein durch die Häuser markiert, die aus Dreiecken und Quadraten gestaltet sind, wie man es von Bauklötzchen her kennt. An allen vier Seiten des Kreuzes reichen Häuser direkt bis an den Rand. Sie umschließen das Lamm jedoch nicht vollständig, sondern nehmen sich verschiedentlich zurück und lassen am oberen Kopfteil des Lammes sogar ein Stück frei.
Veit Steinacker, Johannes Engelhardt: Der Bildhauer Johannes Engelhardt (1927-1990), Wemding 2000.
Claus Bernet: Himmlisches Franken, Norderstedt 2012 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 4).