In der ländlichen Gemeinde Eimsheim in Rheinhessen wurde im Jahr 1906 die neu erbaute evangelische Kirche eingeweiht. Bereits vor der Einweihung lagen Entwurfszeichnungen für den Chorbereich vor, der mit einer damals modernen Jugendstilmalerei ausgestattet werden sollte. Aus unbekannten Gründen wurde die Malerei zunächst nicht angebracht. Erstaunlicherweise kam es bereits 1947, als noch viele Kirchenruinen wiederaufzubauen waren, in Eimsheim zu einer Erneuerung der im Krieg an sich unversehrt gebliebenen Kirche. Möglich war dies durch eine äußerst erfolgreiche Haussammlung im Jahr 1946: 15.000 Reichsmark waren damals für Erneuerungen zusammengekommen, wovon allein die Malereien 8.000 Mark erforderten.
Bei dieser Neugestaltung unter Pastor Seim wurde leider ein Jugendstilleuchter, der vermutlich das Motiv des Himmlischen Jerusalems zeigte, entfernt. Neben dem Deckengemälde wurde nun aber endlich der Chor ausgemalt. Zuständig waren die Mainzer Werkstätten für dekorative Malerei unter Hans Gräter, der sich an einer älteren Skizze aus der Erbauungszeit orientierte. Wer diese Skizze einst angefertigt hat, ist nicht mit letzter Sicherheit erwiesen – vermutlich war es eine Arbeit des Malers Nicolas Brücher (1874-1957) aus Luxemburg, der auch in Kevelaer, Plock, Bettemburg und Rümelingen wirkte, bis er 1935 in ein Kloster eintrat.
Die Konzeption der Illusionsmalerei ist einfach und überzeugend zugleich: Zu beiden Seiten des Altars wurden Tore und Biforienfenster aufgemalt. Dabei wurde links und rechts eine vorhandene Holztür zur Sakristei in die Malerei miteinbezogen, so dass an einer Seite jeweils drei Tore zu finden sind. Neben Palmen (Lebensbaummotiv) wurden auch die vier Evangelistensymbole aus der Apokalypse aufgezeichnet; links Markus und Matthäus, rechts Johannes und Lukas.
Claus Bernet: Jugendstil, Secession, Art nouveau, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 7).