Glasfenster nach Dürer aus Saint-Georges in Chavanges (1540)

Die römisch-katholische Pfarrkirche Saint-Georges in Chavanges, eine Gemeinde im Département Aube in der Region Champagne-Ardenne, wurde im 16. Jahrhundert umfassend erneuert und umgebaut. Dabei wurde 1540 ein Grisaille-Fenster mit Szenen aus der Apokalypse eingebaut. Die Motive sind teilweise den Holzschnitten des Apokalypsezyklus von Albrecht Dürer (1471-1528) entlehnt, die 1498 erstmals unter dem Titel „Die heimlich offenbarung iohannis“ veröffentlicht worden waren und bald auch in Frankreich bekannt und geschätzt wurden. Dafür ist Chavanges das früheste Beispiel. Auf welchen Wegen man damals jedoch von dem Meister aus Nürnberg erfuhr, das immerhin 600 Kilometer entfernt lag, ist nicht bekannt.
In Chavanges zeigt das letzte Fensterband oben zum Abschluss das Himmlische Jerusalem. Es handelt sich um das fünfte Bildfeld von links unten. Die beiden weiß gekleideten Figuren, also der Engel links und Johannes der Seher rechts, sind tatsächlich von Albrecht Dürers Zeichnungen inspiriert. Das Himmlische Jerusalem links hingegen sieht doch etwas anders aus als die verfallene Ruinenstadt Dürers. Man kann in Chavanges unten hohe Stadtmauern und einen Wehrturm sehen. Die Architektur darüber ist leider durch eine Bleirute verunstaltet, die sich horizontal durch die Stadt schiebt und sogar die beiden Figuren zweiteilt. Dennoch vermag man eine gotische Kirche in der Stadtmitte zu erkennen: dies ist übrigens die spätmittelalterliche Kirche Saint-Georges von Chavanges, die der unbekannte Künstler hier ins Bild gesetzt hat.

Pastorale du Tourisme et des Loisirs (Hrsg.): Églises accueillantes. Aube en Champagne, Troyes, um 2000.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit. Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).

 

Beitragsbild: GFreihalter, Chavanges Saint-Georges Apocalypse 856, CC BY-SA 3.0

tags: Département Aube, Region Champagne-Ardenne, Frankreich, Albrecht Dürer, Reformation, Renaissance
Share:
error: