
Bamberger Sakramentshaus aus der Kirche Unsere Liebe Frau (1393)
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Claus Bernet
- Juni 11, 2021
In der Bamberger Kirche Unsere Liebe Frau, auch Obere Pfarre (Oberfranken) steht ein steinernes Sakramentshaus aus dem Jahr 1393. Bei einem Sakramentshaus handelt es sich eigentlich um eine Art „Kirche in der Kirche“, also einem mikroarchitektonischen Bau, in dem die Priester die Eucharistie (also Brot und Wein), aber auch liturgische Gerätschaften, wie Kelche, Schalen etc. aufbewahrten. Im Mittelalter hatten viele Kirchen eine solche Einrichtung, während oder nach der Reformation wurden sie oft beseitigt.
In der Kirche Unsere Liebe Frau befindet sich dieses Sakramentshaus heute in der sechsten Kapelle des Chorumgangs. In der Sockelzone ist die Grablegung Christi dargestellt, es folgt der mit Figurennischen flankierte Mittelteil, bis ganz oben eine Szenerie das Jüngste Gericht mit dem thronenden Christus in der Mitte thematisiert. In dieser obersten Zone ist links die Pforte in das Neue Jerusalem plastisch herausgearbeitet, in gotischen, vergoldeten Architekturformen. Dieses Detail ist selbst nur wenige Zentimeter groß, befindet sich aber fast vier Meter über dem Boden.
Das Kunstwerk besitzt noch heute die originale Farbgebung des 14. Jahrhunderts, wie überhaupt die gesamte Kirche zahlreiche weitere Meisterwerke der Gotik besitzt. Wie so oft bei solchen Arbeiten ist der Künstler namentlich nicht bekannt; vermutet werden Steinmetze aus lokalem Umkreis.
Tilmann Breuer: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden“. Das Sakramentshaus der Oberen Pfarre zu Unserer Lieben Frau in Bamberg, in: Beiträge zur fränkischen Kunstgeschichte, 1/2, 1995/96, S. 83-94
Bruno Neundorfer, Walter Milutzki: Obere Pfarrkirche Unsere Liebe Frau, Bamberg, Regensburg 2002 (7).