Hanns Joachim Klug (1928-2013): Wandfresko in St. Josef in Einbeck (1984)

St. Josef in Einbeck ist eine römisch-katholische neoromanische Basilika aus dem späten neunzehnten Jahrhundert. Den Ostabschluss der Kirche bildet eine Rundapsis mit einer großflächigen Malerei des Neuen Jerusalem in hellen Pastelltönen.
Die Stadt ist weder rund noch quadratisch, sondern besteht aus mehreren Vor- und Rücksprüngen der Stadtmauer, die das zentrale Lamm Gottes in der Mitte rahmen. Die Stadt hat zwölf Zugänge, in denen jeweils ein Apostel, namentlich angeführt, positioniert ist. Drei der Zugänge befinden sich auf je einer der vier Seiten, wobei das mittlere Tor des Petrus hervorgehoben ist, da von dort aus der Lebensfluss nach außen tritt.
Das Kruzifix (von dem oben links noch ein Seitenarm sichtbar wird) ist hier nicht Teil der Malerei, sondern die Skulptur hängt frei im Kirchenschiff. Indirekt gehört sie aber doch zu der Malerei, denn geschickt entsteht für den Betrachter im Kirchenschiff der optische Eindruck, dass das Kreuz sich im Zentrum des Himmlischen Jerusalem befindet. Somit ist die Stadtmitte doppelt besetzt, mit dem verstorbenen und dem wiederauferstandenen Christus.
Die Wandmalerei wurde 1984 durch den Maler Hanns Joachim Klug (1928-2013) aus Hannover ausgeführt. Zuvor war die Kirche überwiegend weiß gewesen und sollte nach Ansicht vieler Gemeindemitglieder auch so bleiben. Der damalige Pfarrer Peter Pichlmeier hat dann das Motiv des Himmlischen Jerusalem gegen Widerstände aus der Gemeinde durchgesetzt.

Thomas Scharf-Wrede: Das Bistum Hildesheim 1866-1914, Hannover 1995. 
St. Josef Einbeck, 1859-1959, Erolzheim 1959.

 

Zum Künstler:

Hanns Joachim Klug wurde am 3. September 1928 in Hannover geboren. Als jugendlicher Soldat erlebte er den Zweiten Weltkrieg. Nach dem Ende des Krieges spürte Klug für kurze Zeit eine doppelte Berufung zum Pfarramt und zur Malerei, bis sich in seinem Falle die stärkere Neigung zur Bildenden Kunst durchsetzte. Unter schweren Bedingungen studierte an der Werkkunstschule Hannover und nahm in den folgenden Jahrzehnten immer neue künstlerische Einflüsse und Anregungen auf. Besondere Aufmerksamkeit fand seine Teilnahme an einer zeichnerischen Gemeinschaftsausstellung zusammen mit Giorgio de Chirico, Jean Cocteau, Mac Zimmermann und Leo Cremer in Bremen im Jahr 1968. Surrealistisch beeinflusste Gemälde standen damals neben an romanische Vorbilder erinnernden Skulpturen, reduktionistischen Zeichnungen und komplexen Installationen. Ein weiterer Höhepunkt war seine Retrospektiv-Ausstellung in der Hannoverschen Europa-Galerie 1998. Während dieser Ausstellung wurden über zweihundert seiner Werke aus allen Schaffensperioden verkauft und der Künstler wurde öffentlich stärker wahrgenommen. Der eigentliche Schaffensschwerpunkt des Künstlers war jedoch die Sakralkunst. So war er Zeit seines Lebens an der künstlerischen Ausstattung von etwa 140 Kirchen beteiligt, hervorgehoben sei die Ausstattung von St. Bernward in Hannover und das Altarbild „Die Emmausjünger“ von St. Vinzenz in Weende (Göttingen). Hanns Joachim Klug gestaltete dabei in unterschiedlichen Techniken und Materialien vorwiegend biblisch-kirchliche und existenzielle Themen und fand zu immer neuen Ausdrucksformen. Der Künstler verstarb am 31. Mai 2013.

 

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