Seefedern (botanisch: Pennatulacea) sind eine Ordnung der sogenannten „Blumentiere“ (Anthozoa). Man findet sie in Sand- und Schlickböden in allen Weltmeeren, überwiegend in größeren Tiefen, nur in den Tropen auch im Flachwasser. Als die Spanier die mexikanischen Küsten in Besitz nahmen, gelangten auch größere Mengen an Seefedern nach Europa, die als kostbares Material gehandelt wurden. Im 16. Jahrhundert war es vor allem in Neuspanien eine Mode, aus Seefedern Kunstwerke anzufertigen. Dabei wurden die Seefedern nicht gefärbt, sondern nach ihren natürlichen Farben sortiert und wie ein Mosaik ins Bild gesetzt, auf dem eine Vorlage eingezeichnet war. Durch die Federn erhält das Kunstwerk einen besonderen Glanz, der an Edelsteine erinnert. Gerne wurde Maria Immaculata als Thema gewählt, wie bei dieser Arbeit, die um 1550 in Mexiko entstanden und heute Teil des Museums Franz Mayer in Mexiko-Stadt ist. Das Museum ist bekannt für seine hochwertigen und ungewöhnlichen Kunstwerke der frühen Kolonialzeit. Die Himmelspforte ähnelt einem Haus, Tempel oder einer Kirche, kann aber durch die Himmelsleiter darunter als Pforte identifiziert werden.
Eine ähnliche Arbeit ist kurz darauf um 1575 entstanden, die sich heute ebenfalls im Museum Franz Mayer befindet. Hier ist es besonders bedauerlich, dass man über die Entstehungshintergründe des Kunstwerks nicht informiert ist. Vermutet wird ein mexikanischer Künstler. Die Darstellung der Himmelspforte mit zuführender Leiter ist einfach, fast holzschnittartig, und lässt sich kaum mit zeitgenössischen Arbeiten, etwa Ölmalereien, vergleichen. Die Pforte ähnelt eher einem Tabernakel, und mir ist kein zeitgenössisches Gemälde bekannt, welches die Himmelspforte in dieser Form darstellt. Üblicherweise sind aber die Seefeder-Bilder immer nach Malereien oder Zeichnungen hergestellt worden, so dass davon auszugehen ist, dass die Vorlage zu diesen beiden Kunstwerken verloren gegangen ist.
Es gibt eine dritte Arbeit mit Seefedern, die das Himmlische Jerusalem thematisiert. Mit einer Entstehungszeit um die Mitte des 17. Jahrhunderts gehört diese Fassung zu den späteren Arbeiten dieser Technik. Man findet hier eine einfache Pforte mittig links, mit einer langen Himmelsleiter, über der ein dreiköpfiger Engel, ein Symbol der Trinität, schwebt. Die Pforte erscheint wie ein kleiner Tempel, mit einer Sockelzone, einem Mittelteil aus Säulen und einem dreieckigen Dach. Auftraggeber und ausführende Kräfte sind namentlich unbekannt, es werden ein katholisches Kloster oder eine Kirche in Mexiko vermutet. Heute jedenfalls befindet sich die seltene Arbeit in Madrid und ist dort Teil der Sammlungen des dortigen Amerikamuseums.
Teresa Castello Yturbide (Hrsg.): El arte plumaria en México, Mexiko-Stadt 1993.
Donna Pierce: Companion to spanish colonial art at the Denver art Museum, Denver 2011.