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Hilda Sandtner (1919-2006): Wandteppich aus St. Peter und Paul in Waldkirchen (1954)

Dieser Wandteppich hängt an der vorderen rechten Seitenschiff-Abschlussmauer der römisch-katholische Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul in Waldkirchen im Bayerischen Wald (Niederbayern). Es ist eine Webarbeit nach einem Entwurf der Künstlerin Hilda Sandtner (1919-2006), einer Textil-, Mosaik- und Zeichenkünstlerin der Universität Augsburg. Ausgeführt wurde ihr Entwurf von 1945 bis 1954 durch mehrere Dominikanerinnen im Kloster Wettenhausen, nahe Ulm. Damit ist es die erste Textilarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die das Motiv des Neuen Jerusalem wieder aufnimmt – viel hatte sich in Politik und Kunst getan seit dem Teppich von Annemarie Schütt-Hennings aus dem Jahr 1930.
Hilda Sandtner erwähnte (Schreiben vom 11.8.2001), dass sie fast monatlich das Kloster besuchte, um den Fortgang der Arbeiten zu beaufsichtigen. Es soll eine besondere Herausforderung gewesen sein, die verschiedenen Einzelteile von verschiedenen Näherinnen zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen, da manchmal ihre Ratschläge nicht befolgt wurden und immer wieder Teile des Teppichs überarbeitet werden mussten. Zeitweise habe sie fast die Hoffnung aufgegeben, dass das Werk noch vollendet werden könne. Mit einer Höhe von ca. 6 Metern und einer Breite von 2,6 Metern ist es einer der größten jemals geschaffenen Wandteppiche mit einer Darstellung des Himmlischen Jerusalem. Die Stadt befindet sich im Zentrum des Teppichs. Gut sichtbar aus dem Kirchenraum sind das Lamm Gottes sowie die Buchstaben Alpha und Omega an der rechten Seite. Aus seiner Wunde fließt Blut in einen Abendmahlskelch.

Umgeben ist dieses Lamm in einem roten Kreis von zahlreichen Bauten, Mauern und Toren. So wird aus der rundbogigen Rahmung des Lamms eine rechtwinklige Form. Die Häuser sind eng aneinander gefügt, so dass sie den gesamten Binnenraum der Stadt einnehmen. Zahlreiche Fenster, Türen und Treppen sind zu entdecken; auf die Darstellungen von Figuren (etwa Heilige oder Engel) hat Hilda Sandtner in der Stadt verzichtet. Es sind nicht idealisierte Bauten einer vergangenen Epoche, sondern zeitgenössische Architekturen der Nachkriegszeit, mit Lochfassade und Flachdach in grauer Farbe.

Bedingungslos in ihrer Auffassung von künstlerischer Arbeit. Gertrud Roth-Bojadzhiev über Hilda Sandtner, in: Der Senat der Universität Augsburg (Hrsg.): UniPress. Zeitschrift der Universität Augsburg, 1, Januar 2004, S. 44-46.
Karl Saxinger: Waldkirchen, Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul, Passau 2013.
Erich Hofgärtner: Hilda Sandtner, die Zeichnerin und Glasmalerin, Augsburg 2017.

 

tags: Wandteppich, Lamm, Nachkriegsarbeit, Niederbayern
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