Die evangelische Kirche in Gelenau südlich von Chemnitz im Erzgebirge besitzt einen komplexen Epitaph der Hochrenaissance. Geschaffen wurde das Meisterwerk 1581 von Andreas Lorentz (um 1530 – um 1588) aus Freiberg für den Patronatsherrn Joachim von Schönberg (und seine Familie), der ein Jahr zuvor verstorben war. Seit 1551 war er mit Gelenau belehnt, wo er auch nach 1553 sein Leben verbrachte.
Über den Künstler ist wenig bekannt, er trat überwiegend als Baumeister hervor. Er war zuvor bereits am Bau des Schlosses Freudenstein in Freiburg beteiligt gewesen und war außerdem der Schöpfer des Saydaer Grabmales. 1567 hat er einen Teil der Gewölbe der St. Jakobi Kirche zu Freiberg angefertigt. Auch mit dem Thema des Weltgerichts hatte er sich um 1560 bereits einmal beschäftigt. Der damals gefundenen Lösung, Jerusalem als einfache Pforte darzustellen, ist er treu geblieben. Seine Mitarbeit in Gelenau konnte anhand seines Meisterzeichens an Figuren nachgewiesen werden; ob von ihm auch die Gesamtkonzeption herrührt, ist nicht erwiesen. Auch ist es möglich, dass es sich bei dem Künstler um den Sohn des Andreas Lorentz handelte, da er den gleichen Vornamen wie der Vater trug und auch dessen Meisterzeichen führte.
Das Gelenauer Kunstwerk ist insgesamt ca. 4,30 Meter lang und ca. 3,40 Meter hoch, aus Sandstein geschaffen und mit Kalkfarbe zurückhaltend koloriert. Ganz oben ist ihm eine Darstellung des Weltgerichts aufgesetzt. Auf dem Relief stürzen rechts Verdammte in die Hölle, links werden Gerettete von einem Engel an die Himmelspforte ins Neue Jerusalem geleitet. Dieses ist lediglich durch einen Rundbogen markiert, der farblich nicht hervorgehoben und aus dem Kirchenraum für Betrachter eigentlich nicht zu erkennen ist. Dieser Teil gehört zu einem Aufsatz aus Holz, das geweißt wurde, um den Eindruck von Marmor hervorzurufen. Überschrieben ist das Relief mit: „Von dannen er kommen wirdt zu richten die Lebendigen vnd die Todten“ (Apostolisches Glaubensbekenntnis).
Peter Fabisch: Das alte Gelenau, in: Familiengeschichtliche Blätter, 14, 1914, Sp. 357ff.
Das Grabmal des Joachim von Schönberg in der Kirche zu Gelenau, in: Glückauf, 106, 3, 1995, S. 64-65.