Das hochmittelalterliche Relief stammt aus der römisch-katholischen Kirche St Paul lès Dax im gleichnamigen Ort Saint-Paul-lès-Dax im Departement Landes. Der Bau aus dem 12. Jahrhundert gilt als Höhepunkt der französischen Romanik. Über den blinden Apsisarkaden findet man profilierte Flachreliefs aus Marmor zur Passion Christi und zur Auferstehung. Zu dieser letzten Gruppe gehören zwei Bilder aus der Apokalypse: die sechste und siebte Posaune sowie das Himmlische Jerusalem.
Die vier Tore im unteren Bereich nehmen die Apsisarkaden von St Paul lès Dax auf und sind ein frühes Beispiel des Typus Arkadenjerusalem. In einer weiteren Arkade, eine Ebene darüber, schaut eine männliche Figur nach außen. Manche sehen diese Figur als Christus an, andere sind der Ansicht, hier sei der Heilige Paulus, der Namensgeber der Kirche, zur Darstellung gebracht. Ganz oben schließen zwei Engel mit expressiven Flügeln und einige stilisierte Wolken das Relief ab. Rechts oben sind kleinere Tore angebracht, die vielleicht den Tabernakel, die Kirche St Paul lès Dax oder Bauten der Gottesstadt zeigen. Vermutlich befanden sie sich auch auf der linken Seite des ansonsten symmetrisch gestalteten Reliefs.
Das Besondere an St Paul lès Dax ist, dass dieses Relief nicht etwa im Kircheninneren, sondern an der Maueraußenseite angebracht ist. Eine solche kostbare Außendekoration war möglich geworden, da die Kirche am Pyrenäenhauptpass des Jakobswegs nach Santiago de Compostella reich geworden war. Wie es bei diesen Bauten des Mittelalters meist der Fall ist, sind die daran beteiligten Künstler namentlich nicht bekannt. Da es aber noch keine Tradition solcher Werke gab, konnte man erfinderisch sein und experimentieren. Diese Variante hat durchaus Qualität, wurde aber in keiner Weise stil- oder traditionsprägend.
Eugène Dufourcet: L’eglise de Saint-Paul-lès-Dax, Dax (1882).
Christophe Didelot: Les bas-reliefs de l’église de Saint-Paul-lès-Dax, in: Congrès Archéologique de France. Séances générales, 1888/89, S. 380-381.
Xavier de Cardaillac: Epoques des bas-reliefs de Saint-Paul lès-Dax, in: Bulletin de la Société de Borda, 51, 4e trim. 1927, S. 153-166.
James Stuart Morgan: Le temps et l’intemporel dans le décor de deux églises romanes: Facteurs de coordination entre la mentalité religieuse romane et les oeuvres sculptées et peintes à Saint-Paul-lès-Dax et à Saint-Chef en Dauphiné, in: Pierre Gallais, Yves-Jean Riou (Hrsg.): Mélanges offerts à René Crozet. À l’occasion de son soixante-dixième anniversaire par ses amis, ses collègues, ses élèves et les membres du C. É. S. M.; 1, Poitiers 1966, S. 531-548.
Histoires de Saint-Paul-lès-Dax, Saint-Paul-lès-Dax 1994.
Beitragsbild: Ghislain118, Bas-relief 11 – église de Saint-Paul-lès-Dax, CC BY-SA 3.0