Hugo Simberg (1873-1917): Spielkarte (1897)

Die Himmelspforte als Abbreviatur des Himmlischen Jerusalem erscheint mitunter in überraschendem Kontext. Dies ist der Fall auf einer 13 x 5 Zentimeter großen Spielkarte aus dem Jahr 1897. Seit einer Tarotkarte von 1452 dauerte es über vierhundert Jahre, bis ein Künstler das Motiv wieder einmal auf eine Spielkarte brachte. Sie zeigt den Tod, der einen gealterten Bauern in zeitgenössischer Bekleidung an die Pforte des Himmels geleitet. Beide Wanderer erscheinen erschöpft, ihre Köpfe gehen nach unten, ihre Gestalten erscheinen dürr und hager. Die Pforte ist verschlossen, der Tod klopft an, gleich scheint sich das hölzerne Guckloch zu öffnen. Zu Füßen der beiden Ankommenden sprießen einige Blumen als Zeichen der Hoffnung, ansonsten ist der Gesamteindruck wenig freundlich, es dominieren abgedunkelte, graue Tönungen.

Diese Wasserfarbzeichnung auf Pappe stammt aus der nichtöffentlichen Sammlung des Ateneum, eines staatlichen Kunstmuseums in Helsinki. Sie gehört zu einer weiteren, noch viel düsteren Karte, die den Bauern vor dem Höllentor zeigt. Beide Bilder sind Teil eines Sets verschiedener Karten, die sich jedoch nicht alle erhalten haben, bzw. sich im Besitz privater Sammler befinden. Die Karten stammen von dem finnischen Maler und Graphiker des Symbolismus Hugo Gerhard Simberg (1873-1917), der sich auf Bilder des Todes, auf Dämonen und Metaphysisches spezialisiert hatte. Zur Zeit der Bildentstehung war er noch Privatschüler bei dem finnischen Maler Akseli Gallen-Kallela (1865-1931), bevor Simberg nach Frankreich und Italien ging, wo er sich zu einem Meisterschüler des Symbolismus um 1900 entwickelte. Gerade in seinem Frühwerk finden sich religiöse Arbeiten, wie sein heute bekanntestes Gemälde „Der verwundete Engel“, welches ebenfalls im Ateneum aufbewahrt wird.

Stephan Koja (Hrsg.): Nordic dawn. Das Erwachen der Moderne in Finnland 1890-1920, München 2005.
Marja Lahelma: Hugo Simberg, Helsinki 2017.

 

tags: Helsinki, Finnland, Spielkarte, Symbolismus, Pforte
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