Tabernakel aus „Heiligste Dreifaltigkeit“ in Altdorf (1991)

In römisch-katholischen Kirchen ist der Tabernakel (vom lateinischen „tabernaculum“: Zelt, oder auch Sakramentshaus) ein sakraler Ort, an dem bevorzugt das Himmlische Jerusalem künstlerisch ins Bild gesetzt wird. Schon das Wort ist in der christlichen Verwendung ein vorwegnehmender Bezug auf das Neue Jerusalem, das auch als „Zelt Gottes bei den Menschen“ (tabernaculum Dei cum hominibus) bezeichnet wird (Johannesoffenbarung Kap. 21, Vers 3, was gelegentlich auch auf Tabernakeln zu lesen ist, so etwa in Kandel). Ein Tabernakel ist ein verschließbares Kästchen mit massiven Wänden und verschließbarer Tür. Meist ist es aus Metall gearbeitet und nicht selten vergoldet. In diesem Kästchen werden die konsekrierten eucharistischen Gaben (also Brot und Wein, die nach katholischem Glauben der Leib Christi sind) aufbewahrt, insbesondere, um den Teilnehmern am Abendmahl, den Kranken und den Sterbenden jederzeit gereicht werden zu können.
Oftmals findet sich, spätestens nach dem Tabernakeldekret vom 1. Juni 1957, auf oder direkt neben dem Tabernakel auch ein „Ewiges Licht“, das an die reale Existenz Christi in der Eucharistie erinnern soll. Die vom Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 beschlossene Liturgiereform hat an vielen Orten zu umbauten im Altarbereich geführt und auch zur Aufstellung von neuen Tabernakeln angeregt: Das Konzil wünschte in seiner Konstitution über die heilige Liturgie (Sacrosanctum Concilium), dass die Tabernakelgesetzgebung geändert werden solle. Daher befindet sich seit dieser Zeit der Tabernakel meist in einer eigenen Seitenkapelle oder im Altarraum auf einer eigenen Stele.
Zu Beginn der 1990er Jahre wurde die römisch-katholische Kirche „Heiligste Dreifaltigkeit“ in Altdorf bei Nürnberg in Mittelfranken (Bistum Eichstätt) mit einem neuen Jerusalems-Tabernakel ausgestattet. Schon wenige Jahre später war es nicht mehr möglich, den Künstler oder die Künstlerin dieser besonderen Arbeit zu ermitteln. Der blockartige Metallkasten ist aus Bronze gearbeitet, der an allen vier Seiten durch schmale Stelen strukturiert ist. Die Oberfläche ist nicht geglättet und glänzt silbern.
Auf die Schauseite des Tabernakels hin zur Gemeinde wurden zwölf schmale ovale Bergkristalle in eine Bronzefassung eingesetzt, sie verweisen auf die zwölf Tore des Neuen Jerusalem. Die drei übrigen Seiten sind ohne Schmuckverzierungen schlicht gehalten, lediglich vertikale Streifen geben dem Tabernakel eine vornehme Struktur. Das Kunstwerk steht vorne am Altar an der rechten Seite auf einem Podest aus Marmor.

 

tags: Tabernakel, Mittelfranken
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