Im späten 19. Jahrhundert geriet Japan in den Focus christlicher Missionare. Zunächst versuchte man, über Traktate dort den Glauben zu verbreiten, mit mäßigem Erfolg. Unter den verschiedenen christlichen Denominationen waren in Japan vor allem die Baptisten aktiv. Unter anderem brachten sie eine Ausgabe von John Bunyans „Pilgrim’s Progress“ heraus, mit dem Titel „Tenro rekitei“. Diese erschien 1886. Die Übersetzung und Betreuung hatte William John White übernommen, ein Missionar der Baptisten. Eines der ungezählten Blätter in dem Werk hat den übersetzten Titel „Christian at the Wicket-Gate“ und zeigt einen Japaner vor der Himmelspforte Jerusalems.
Eine andere Zeichnung zeigt die Gottesstadt als fernöstlichen Pagodenbau auf einem Hügel, der für den Zionsberg steht. Die Himmelspforte ist hier ebenfalls zu sehen, von der Stadt abgegrenzt, unten links, auf einer rundbogigen Brücke. Die Missionare übersetzten bei dieser Ausgabe nicht einfach die westliche Kulturwelt eins zu eins nach Japan, sondern waren um örtliche Traditionen, wie Architektur oder Kleidung, bemüht.
Das zeigt auch eine andere Ausgabe des genannten Buches. Diese japanische Fassung von 1886 erschien durch die Religious Tract Society 1889 in London. Der unbekannte Künstler hielt sich bei der Illustration dieser Ausgabe eher an europäische Vorlagen. Vor allem bei der Architektur wurde nicht auf japanische Ornamente zurückgegriffen. Der Künstler „asiasierte“ aber die Gesichtszüge und die Kleidung des Torwächters Petrus (im Kimono mit Geta) mit dem Schlüssel in der rechten Hand. Die japanischen Schriftzeichen über der Pforte lauten: „Wer anklopft, dem wird geöffnet“ und beziehen sich auf einen Vers aus dem Matthäusevangelium. Hinter der Pforte sind Pflanzen zu sehen, womit hier auch der Paradiesgarten anklingt.
Claus Bernet: ‚The Pilgrim’s Progress‘ von John Bunyan, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 24).