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Otto Vittali (1872-1959): Himmelfahrtkirche Jerusalem (1911)

Der Historismus brachte neue Kunstwerke mit dem Jerusalem-Motiv hervor, nicht nur Leuchter und Mosaike, sondern auch Wandmalereien. Bedeutend ist hier vor allem die Innenausmalung der evangelischen Himmelfahrtkirche im (irdischen) Jerusalem. Schon der Name der Kirche bringt es mit sich, an das Motiv des Himmlischen Jerusalem zu denken; der historische Ort beförderte die Motivwahl nur noch. Die Kirche steht auf einem der höchsten Punkte Jerusalems, 850 Meter über dem Meeresspiegel, dem Ölberg. Zwischen 1899 und 1914 wurde der Bau mit Förderung Kaiser Wilhelms II. errichtet. Die Malereien wurden in den letzten Jahren, 1910/11 und 1913/14, fertiggestellt. Zwischen 1988 und 1991 wurden nach der statischen Sanierung und der Beseitigung von Erdbebenschäden die Kunstwerke dem Originalzustand entsprechend restauriert, von daher rührt der derzeit gute Zustand der Malerei mit seiner weichen, sanften Farbtönung. Es ist eines der ganz wenigen Werke in der Stadt Jerusalem, das die christliche Hoffnungsutopie des Himmlischen Jerusalem bildlich zum Ausdruck bringt.
Die Malereien der Flachdecken und die Mosaiken der Apsis und der Lünetten des Chorraumes und der Emporen bilden den Höhepunkt der reichen künstlerischen Ausgestaltung. Die Partien der Deckenmalerei mit dem Himmlischen Jerusalem wurden von einem in Jerusalem lebenden Maler Schmidt nach Entwürfen von Otto Vittali d. J. (1872-1959) ausgeführt. Im Zentrum seiner Jerusalemsinterpretation steht der Salomonische Tempel. Zu seinen Seiten stehen je spiegelbildlich drei Rundtürme. Ein weiterer, aus perspektivischen Gründen niedriger Turm, schiebt sich im Vordergrund dem Betrachter entgegen. Aus dem Tor des vorderen Turmes führt ein Weg nach unten, der an das Motiv des Lebensflusses erinnert. Hinter ihm erheben sich die Treppen zum Tempel. Das Ganze ist mit einem Spruchband „Urbs Sancta Jerusalem“ überzogen, in Deutsch: „Heilige Stadt Jerusalem“.

Michael Trensky (Hrsg.): Evangelische Himmelfahrtkirche und Hospiz der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberg in Jerusalem, Hannover 1990.
Caroline Wenzel: Die Auguste-Viktoria-Himmelfahrtkirche auf dem Ölberg in Jerusalem und ihre Instandsetzung und Wiederherrichtung 1988 bis 1993, Paderborn, um 1994.
Edina Meyer-Maril: Jerusalem in Grossformat. Die ‚Heilige Stadt’ in der deutschen Monumentalmalerei des 19. Jahrhunderts, in: Assaph. Studies in Art History, Section B, No. 2, 1996, S. 205-232.
Jürgen Krüger, Dinu Mendrea: Die Himmelfahrtkirche auf dem Ölberg in Jerusalem, Königstein i. T. 2010. 

 

tags: Historizismus, Tempel Salomon, Jerusalem, Israel
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