In der Frühen Neuzeit war das Motiv der Maria Immaculata mit ihren Symbolen populär, vorzugsweise die weiße Lilie, das Goldene Haus, der Morgenstern usw. Zwei der Symbole repräsentieren das Neue Jerusalem, nämlich die Himmelspforte und die Civitas Dei (Gottesstadt). Zahlreiche solcher Beispiele findet man in westeuropäischen Kirchen, Klöstern und Museen. Eine heute unbekannte oder verloren gegangene Vorlage kopierte ein Maler namens James für die Jakobus-Kathedrale des Patriarchen der armenischen Kirche in Jerusalem. Das insgesamt etwa 120 x 200 Zentimeter große Ölgemälde ist heute an der Schauseite des linken Hauptpfeilers vor dem Altar der Kathedrale angebracht, übrigens gegenüber einem weiteren Ölgemälde, welches das Neue Jerusalem darstellt (in der Fassung Vitam Aeternam). Der Maler James stammte aus Ägypten, war aramäischen Glaubens und besaß eine Ausbildung zum Maler. Für die Jerusalemer Kathedrale fertigte er mehrere Gemälde an, überwiegend nach Vorlagen aus Westeuropa.
Leider hat der Ruß der Jahrhunderte das Gemälde stark abgedunkelt, zudem ist in der Kathedrale nur unzureichend Licht vorhanden, so dass man Einzelheiten oder die ursprüngliche Farbigkeit auf dem Bild mehr erahnen als wirklich sehen kann. Wie üblich, befindet sich die Civitas Dei als ein Symbol der Gottesstadt rechts unten zu Füßen einer Mariendarstellung, von der oben links noch die einst goldene Mondsichel zu erkennen ist. Darunter zieht sich eine Stadtmauer mit mehreren halbrunden Türmen, die an Bastionen erinnern, gestaffelt nach oben. Dahinter befinden sich zahlreiche zeitgenössische Bauten einer mitteleuropäischen Stadt.
Joseph W. Johns: The Anglican Cathedral Church of Saint James, Mount Zion, Jerusalem, London (1844).
Armen Jurʹevič Kazarjan: The Armenian Cathedral of Saint James in Jerusalem. Melisende and the question of exchange between east and west, in: Romanesque patrons and processes, Abingdon 2018, S. 83-92.