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Gerhard Henschel (1938-2022): Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow (2000)

Die evangelische Sankt-Marien-Andreas-Kirche in der brandenburgischen Stadt Rathenow beseitigte erst um die Jahrtausendwende wesentliche Kriegsschäden des Zweiten Weltkriegs, indem acht neue Chorfenster eingesetzt wurden. Der Künstler war der Maler und Grafiker Gerhard Henschel (1938-2022). Ein zweibahniges Fenster, das den Titel „Die Verheißung oder das Paradies“ trägt, wurde von Charlotte Nitschke (1918-2005) gestiftet, einer gebürtigen Rathenowerin, die in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche getauft und konfirmiert worden war. Das Fenster wurde nach vierjähriger Entwurfszeit am 7. September 2000 eingesetzt. Im oberen Bereich zeigt es zahlreiche niedrige Kuppeln, etwa zwölf an der Zahl. Die Grundfarbe ist ein sanftes Weiß, von denen sich die überwiegend blauen und türkisfarbenen Kuppeln gut abheben. Dazu gesellen sich Bogengänge, die wie ein Labyrinth die Stadt bedecken. Etwa in der Mitte ist ein gelber Mauerstreifen zu finden, der sich durch zwei Glasscheiben zieht. Auf ihn sind fünf der Tore Jerusalems gemalt. Weitere isolierte Architekturfragmente lassen sich ausmachen, wie etwa ein Biforienfenster mittig links oder vier blaue Fenster eines Kuppelbaus mittig rechts. Über der Stadt, die das Neue Jerusalem verheißt, ist im höchsten Fenster ein weißes Dreieck vor gelbem Hintergrund auszumachen, das die Stadt überstrahlt.

Viola Knackmuß, Heinz-Walter Knackmuß: Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow, Rathenow 2011.

 

Zum Künstler: 

Obwohl die Fenster der Kirche in Rathenow überregional Beachtung erfuhren, ist über den Künstler der Arbeiten wenig bekannt. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Schriftsteller und Übersetzer Gerhard Henschel aus Hannover (geb. 1962). Der spätere Künstler Gerhard Henschel wurde 1938 in Breslau (Schlesien) geboren. Nach dem Besuch der Grundschule in Schipkau (Brandenburg) machte Henschel eine dreijährige Lehre zum Schlosser. Es folgte ein Ingenieurstudium in Maschinenbau in Zwickau (1956-1959) und dann von 1961 bis 1966 ein zweites Studium an der Kunsthochschule in Berlin Weißensee unter den Professoren Högner und Vogenauer. Ab 1976 arbeitete er freischaffend und führte in Potsdam ein Atelier. Zahlreiche Gemälde Zeichnungen, aber auch Arbeiten in Glas sind hier entstanden. Henschel war Mitglied im Verband bildender Künstler und leitete von 1976 bis 1990 die Arbeitsgemeinschaft „Bildnerisches Gestalten“. 1984 gab es eine Einzelausstellung zu Ehren des Künstlers, zu dessen wichtigsten Arbeiten im sakralen Raum die Fenster in Rathenow zählen.

 

tags: Rathenow, Moderne, Brandenburg, Stiftung
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