Wie in Deutschland so wurden auch in den Niederlanden aus heutiger Sicht überdimensionierte Kirchen errichtet, erweitert und großzügig mit Kunstwerken ausgestattet. Mit einem entscheidenden Unterschied: In Deutschland förderte der Staat durch die Kirchensteuer solche Bautätigkeit, während in den Niederlanden gleiches mit den Mitteln der Gemeinden, durch Spenden und Zuschüsse aus dem Bistum selbst aufgebracht werden musste. Die Folge: In Deutschland hatten die Gemeinden künstlerisch nichts zu bestimmen, Künstler und Motive wurden von Kunstbeauftragten des Bistums vorgegeben – in den Niederladen bestimmte die Ortsgemeinden, wer „was“ in ihrer Kirche gestaltete. Der Weg war unterschiedlich, die Ergebnisse im Prinzip gleich.
Bei großen Kirchen ging man dabei in Etappen vor. Nach einer Ansparphase in den 1970er Jahren konnte sich die römisch-katholische Ortsgemeinde von Keent bei Weert in der Provinz Limburg weitere neue Buntglasmalereien für ihre Kirche St. Josef leisten. Diesmal ging man einen ungewöhnlichen, ressourcenschonenden und für die Gemeinde auch kostengünstigen Weg. In der Umgebung gab es das Huis Severen. Es war ein schlossähnliches Landgut aus dem 18. Jahrhundert in der niederländischen Gemeinde Maastricht, die um 1920 großzügig erweitert wurde, damals u.a. mit einer Kapelle. Auch in den Niederlanden geht es mit dem Adel langsam zu Ende, 1986 musste das Anwesen an einen Investor verkauft werden, die neogotische Kapelle wurde abgerissen. Gerettet wurden zehn Fenster der Glasmaler Ad Maas (1930-2013) und Jo de Visser (1913-1980), die 1962 beide gemeinsam die Kapelle ausgestaltet hatten. Der Künstler Ad Maas aus Tilburg hat hauptsächlich als Zeichner und Maler gearbeitet. Man kennt von ihm Blumenbilder und Stillleben, dazu kommen Glasfenster in Kirchen, so etwa auch in Broekhuizenvorst und Arcen. Noch heute gibt es in Tilburg das Glasatelier Maas.
1986/87 wurden die Fenster vom Kunststudio Felix ausgebaut, im Zuschnitt angepasst und in St. Josef wieder eingebaut. Das Fenster mit dem Himmlischen Jerusalem fand im Seitenschiff in Eingangsnähe seinen Platz. Maas erinnerte sich: „Kollege Visser musste den Abriss nicht mehr erleben. So oblag es mir, bei der Rettung der Fenster fachlich zu beraten. Möglich war dies dadurch, weil wir noch Unterlagen und Entwurfszeichnungen hatten, die nun hilfreich waren, die vielen Beschädigungen auszubessern und die Fenster neu zuzuschneiden. Zunächst war ich skeptisch, da ursprünglich die Fenster motivisch für die speziellen Verhältnisse für die Kapelle angefertigt worden waren, und eine große Gemeindekirche andere Bedürfnisse hat, allein schon die Lichtverhältnisse anders sind. Im Ergebnis, denke ich, dass sie in der Josefskirche sogar besser zur Geltung kommen, und natürlich hier auch eine Zukunft haben.“
Zwei Bahnen sind seitlich von Grisaille-Malereien gerahmt, zwischen denen Maas im oberen Bereich in leuchtenden Farben rechteckige Bauten wie Bauklötzchen setzte, darüber das Lamm Gottes. Jedes der Klötze hat eine andere Farbe, einige im unteren Bereich eine Rundbogenpforte für die Tore Jerusalems.
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