Üblicherweise zeigt der Glasmaler und Bildhauer Siegfried Assmann (1925-2021) das Himmlische Jerusalem mit seinen zwölf Toren, wobei der Künstler in Farbe und Form eine eigene Darstellungsweise gefunden hat, die man schnell wiedererkennt. Etwas anders ist es in der evangelischen Stadtkirche von Eutin in der Holsteinischen Schweiz. Dort wurde die gotische Kirche 1961/62 umfassend renoviert. Ziel war eine stärkere Betonung der Ost-West-Ausrichtung, so dass man beschloss, die damals einfachen Chorfenster durch Buntglasmalereien aufzuwerten. Dabei wurden das gotische Maßwerk erhalten, was allerdings zur Folge hatte, dass die Fenster drei Bahnen haben mussten.
Assmann wurde beauftragt, neue Chorfenster in Antikglas zu entwerfen, die 1961 eingebaut wurden. Thema der drei Fenster war „Glaube, Hoffnung, Liebe“ nach 1. Korinther, Kap. 13, Vers 13; sie werden auch als Weihnachtsfenster (links), Passionsfenster (Mitte) und Glaubensfenster (rechts) bezeichnet. Eigenartigerweise drehte Assmann die Reihenfolge um, beginnt mit dem Thema Liebe und endet mit dem Thema Glaube. Was die Fenster zu diesen unterschiedlichen Themen vereint, ist vor allem die rote und blaugrüne Färbung, die ausschließlich von Menschen, Engeln oder Tieren durchbrochen wird, die dann eine weiße Färbung haben.

Bei der Darstellungen des Glaubens hat es naturgemäß Tradition, im oberen Bereich den Himmel aufzubrechen und die göttliche Welt hereinbrechen zu lassen. Das Thema der Himmelspforte klingt bereits rechts an, wo ein Kamel andeutet, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr passt als ein Vermögender in das Reich Gottes. Darüber sieht man zwei Engel, die eine Krone reichen. Es ist die Märtyrerkrone als Zeichen für den Glauben bis in den Tod. Über und unter den Engeln sind (drei) Tore des Neuen Jerusalems zu finden, leicht unterschiedlich in Form und Farbgebung.

Otto Rönnpag: Das Kollegiatstift Eutin, in: Jahrbuch für Heimatkunde des Kreises Ostholstein, Eutin 1984, S. 23-29.
Lutz Tamchina, Einhart Rode, Klaus Schöfer: St. Michaelis Eutin. Kirche in unserer Stadt. Festschrift zur Wiedereinweihung der Eutiner Michaeliskirche im September 2007, Eutin 2007.
Einhart Rode, Constantin Beyer: St. Michaelis Eutin, Regensburg 2010 (3).

.