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Paramentwerkstatt Stuttgart: Weißes Antependium für die Kirche von Fornsbach (um 1965)

1949 wurden gleichzeitig das Rathaus, die Dorfschule und die evangelische Kirche von Fornsbach im oberen Murrtal (östliches Baden-Württemberg) neu errichtet, zum Teil auf dem ehemaligem Standort und in den einstigen Proportionen. Der erste Wiederaufbau war einfach und zweckdienlich, Kunst spielte an den Fassaden wie in der Innengestaltung zunächst keine hervorgehobene Rolle. Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung stiegen die Möglichkeiten sowie die Ansprüche. Auch die Kirche wurde nun Mitte der 1960er Jahre umfassend neugestaltet. Wie bei kleinen Dorfkirchen auf dem Land üblich, gab es keinen offenen Wettbewerb, sondern die Landeskirche in Württemberg entschied, welcher Künstler für welche Ausstattung zum Zuge kam. Bis auf die Motive wurde Einfluss genommen. Die Kirchen vor Ort finanzierte alles, hatten aber letztlich kein wirkliches Mitspracherecht. Im Ergebnis waren es fast immer die gleichen Künstler, die einen engen Kreis bildeten und damals sorgenfrei von der Sakralkunst leben konnten, während andere, jüngere Talente keine Chance bekamen. So war es auch in Fornsbach. Für das Buntglasfenster sah die Landeskirche Wolf-Dieter Kohler vor, den sicherlich führenden Glasmaler Württembergs diese Jahre. Das Motiv sollte, wie häufig im Schaffen Kohlers, das Himmlische Jerusalem sein.
Zu dieser Zeit bekam die Kirche auch einen Satz neuer Paramente in den traditionellen Farben. Der weiße Paramentsatz besteht u.a. aus einem Antependium, welches ebenfalls das Himmlische Jerusalem zeigt. Nun hatte man an Feiertagen in Fornsbach Gelegenheit, dieses Motiv im Altarbereich gleich zweifach vor sich zu haben.

Die grobe Wollweberei war typisch für die 1950er und 1960er Jahre, vgl. etwa das Antependium in Kleinglattbach. Vermutlich waren auch in Fornsbach die gleichen Frauen wie dort beteiligt, denn auch dieses Stück verrät auf der Rückseite die gleiche Herkunft: „Paramentwerkstatt der evangelischen Frauenarbeitsschule Stuttgart“.

So gut wie immer haben in dieser Werkstatt Männer, meist Theologen, den Entwurf erarbeitet, während ein Team von Frauen die Ausfertigung oblag. Leider ist weder auf den Paramenten noch aus Unterlagen der Gemeinde Konkretes zu erfahren. Im vorliegenden Fall muss ein Künstler mit Talent, Ausbildung und Erfahrung beteiligt gewesen sein, das belegt die durchdachte und überzeugende Gestaltung aus relativ wenigen Elementen und Farben.

In der Mitte schreitet das Lamm Gottes mit der Siegesfahne, wie es in pietistischen Kreisen gerne dargestellt wird. Es ist in ein Rechteck gesetzt, welches an die quadratische Form der Stadt anlehnt. Die blaue Färbung setzt sich an den vier Ecken des Rechtecks fort, wo der Lebenfluss aus der Stadt drängt. Umgeben sind diese Motive von zwölf offenen Toren. Diese stehen frei und sind im Wechsel hellgelb bzw. dunkelgelb.
Vermutlich fand Kohler dieses Textilkunstwerk bereits vor und nahm in seiner Fenstergestaltung darauf Bezug. So ist bei seinem Himmlischen Jerusalem die äußere Form aufgenommen (drei Tore an einer Seite, Drehung des Quadrats um 45 Grad) wie auch der Wechsel der Farben (rot zu blau).

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tags: Antependium, Baden-Württemberg, Paramentwerkstatt, Neupietismus
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