Paul Brandenburg (1930-1922): Kirchenportal von St. Sebastian in Lobberich (1988)

Paul Brandenburg (1930-1922) war der Erschaffer des Portals der römisch-katholischen Kirche in Lobberich (Kreis Viersen). Es wurde 1988 angefertigt. Dem Künstler kam es darauf an, in aussagekräftigen und zugleich einfachen Bildern sowohl denjenigen anzusprechen, der in die St. Sebastiankirche eintreten will, als auch den Passanten, der im Überqueren des Kirchplatzes das Portal nur flüchtig zur Kenntnis nimmt. Da eine Tür durch den rechten Flügel betreten wird, findet sich das Neue Jerusalem auch rechts (vgl. St. Cäcilia in Düsseldorf-Benrath), also umgekehrt als auf Weltgerichten seit dem Mittelalter.

Unter Verwendung des alten Stahlrahmens der Nachkriegszeit wurde das neue Portal in vier Felder geteilt, von denen die beiden oberen meist geschlossen bleiben. Die in Bronze gefertigte Außenseite zeigt sechs Reliefs, während auf der kupferbeschlagenen Innenseite zwei Bronzereliefs angebracht wurden. Das Portal ist darüber hinaus auch Bindeglied zwischen „Welt“ und „Kirche“, zwischen „Zeit“ und „Ewigkeit“.

Die Reliefs, die von links oben gegen den Uhrzeigersinn nach rechts oben zu lesen sind, wurden mit Bibelzitaten ergänzt. Der Seher Johannes hat auf der Insel Patmos die Vision vom Himmlischen Jerusalem. Diese neue Herrlichkeit beschreibt der Künstler wie eine Sonne mit Flammen, in deren Mitte das Lamm erscheint. Dementsprechend lautet auch der kurze Begleittext aus der Geheimen Offenbarung des Johannes: „Siehe, ich mache alles neu“ (Johannesoffenbarung Kap. 21, Vers 5). Der Mord Kains an Abel in gleicher Höhe auf dem Torflügel der Schuld daneben zeigt das Bild der irdischen Sphäre; das Himmlische Jerusalem auf dem Tor der Erlösung, so Brandenburg, sei der Gegenentwurf dazu. Der Künstler, der sein Atelier in Berlin führte, legte Wert darauf, dass hier das Himmlische Jerusalem dargestellt wurde: „Flammen und Feuer zeugen von der Leuchtkraft und Lebendigkeit der Stadt. Mauern und Tore sind eigentlich überwunden, während der neue Zustand ein spirituell-geistlicher ist. Der Hinweis auf den brennenden Dornbusch war mir die Vorlage und der Ideengeber zu diesem Detail. Wie in Feuer nicht wirklich etwas vergeht, sondern seinen Zustand ändert, so werden auch Menschen im Neuen Jerusalem in einen neuen Stand versetzt“ (2003).

Lobberich, St. Sebastian, in: Handbuch des Bistums Aachen, Aachen 1994, S. 858-861. 
Paul Brandenburg, in: Joachim Puttkammer: Bildende Künstler in Graal-Müritz, Bentwisch 2003, S. 39-41.

 

tags: Portal, Relief, Lamm, Niederrhein, Bronze
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