Der genaue Herkunftsort des Reliefs und seine ursprüngliche Funktion (wahrscheinlich war es ein Teil einer Votivtafel) ist leider unbekannt. Es soll um 1510 in einer St. Veiter Werkstätte angefertigt worden sein. Heute befindet es sich im Kapellenturm der Burg Petersberg der Stadt Friesach im Norden Kärntens als Leihgabe des dortigen Stadtmuseums. 1941/1942 hat der Restaurator Markus Antonitsch dieses Relief in Klagenfurt einer grundlegenden Sanierung unterzogen. Es besteht aus mehreren hölzernen Einzelteilen, die zu einem Weltgerichts-Ensemble auf blauer Grundfläche zusammengefügt wurden. Es war einst üppig koloriert, doch gerade vom Detail des Neuen Jerusalem unten links haben sich nur wenige Farbspuren erhalten. Die blockartige Himmelspforte ist oben mit wenigen Engeln besetzt, während die Pforte unten im Flamboyantstil gestaltet ist. Sie tritt über den Bildrahmen hinaus in den Raum ein und ist zum Betrachter quer gestellt. Auf der anderen, rechten Seite strömen zahlreiche Menschen dem Eingang entgegen. Sind normalerweise fünf bis sieben Personen vor einer Himmelspforte versammelt (vgl. den Flügelaltar in Schloss Draskovich, Güssing, von 1469), sind es hier Hunderte, Tausende – im Hintergrund vermengen sich die Mengen der Geretteten mit den natürlichen Hügeln. Bei den Gesichtszügen der Personen konnte der Schnitzer sein Können zeigen, es sind individuelle Gesichtszüge, die verschiedene Stimmungen tragen, wie Erstaunen, Freude, Zufriedenheit etc.
Bei den Personen sind die drei vorderen, prominenten Plätze mit Geistlichen besetzt: an erster Stelle ein Papst, dann ein Kardinal und ein Bischof; Könige und Fürsten sind in die zweite Reihe verwiesen. Dieser Drang nach Geltung und eine derart überzogene Heilsgewissheit war einer der Kritikpunkte der Reformation, die auch Kärnten erfassen sollte.