Franz Pauli (1927-1970): Ehemalige Kirche Christ König in Oberhausen (1963)
Die einstige römisch-katholische Kirche Christ König in Buschhausen, einem Ortsteil von Oberhausen, besitzt seit 1963 ein kleines Neues Jerusalem als Teil von verschiedenen Szenen aus der Johannesoffenbarung. Diese ziehen sich als gläsernes Lichtband in sieben Meter Höhe um den Altarraum, wie es in den 1960er Jahren beliebt war. Die Szenen wurden aus farbigem Antikglas, Blei und Schwarzlot durch Franz Pauli (1927-1970) geschaffen. Er setzte dabei an der linken Seite des Lichtbandes das weiße Gotteslamm auf eine blockartige Stadt, deren Mauerwerk durch unterschiedliche gelbe Glasscheiben erkennbar wird, die, mit einem weiteren blauen Band, auch als Rahmen dienen. Auf der Frontseite der Stadt, von deren Mauer selbst einzelne Steine aufgemalt sind, kann man drei Tor sehen, links ein offenes, rechts ein geschlossenes und in der Mitte ein halb geöffnetes. Damit soll der unterschiedliche Seelenzustand angezeigt sein: Für manche Menschen ist das Himmlische Jerusalem bereits erlebbar, für manche ist es verschlossen und wiederum andere Menschen stehen noch vor der eigentlichen Entscheidung.
Der Bau samt seiner Fenster hatte nach 1963 eine ungewöhnliche, positive wie negative Geschichte: Durch den merklichen Rückgang von Gottesdienstbesuchern Ende des 20. Jahrhunderts kam die Idee auf, ihn zu einer Jugendkirche umzugestalten. Im Jahr 2000 ist die Kirche als Jugendkirche Tabgha (benannt nach dem Ort am See Genezareth) neu eröffnet worden. Das Projekt wurde sogar international beachtet, eine Dissertation wurde darüber verfasst, und das Oberhausener Modell wurde zur Vorlage weiterer Jugendkirchen. Nach knapp zwanzig Jahren musste allerdings dieses Projekt an diesem Ort unerwartet aufgegeben werden, da angeblich die Heizkosten in dem gewaltigen Hallenbau nicht dauerhaft zu finanzieren wären. Ein längerer Leerstand 2022/23 verursachte weitere Bauschäden. Was aus dem Gebäude, falls es überhaupt erhalten werden kann, werden soll, ist ungewiss; im Gespräch ist jetzt eine Nutzung als Turnhalle für eine nahegelegene Schule. Es bleibt zu hoffen, dass dann nicht der ein oder andere Fußball durch das Himmlische Jerusalem fliegt.
August Hoff: Glasfenster von Franz Pauli, Dansweiler: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 20, 1967, S. 349-352.
Günther Ott: Franz Pauli (1927-1970), in: Schlesien, 33, 2, 1988, S. 76-79.
Michael Schmitz: Die Szene-Kirche; TABGHA öffnet ein Gotteshaus für junge Leute, in: Oberhausen ’02 – ein Jahrbuch, 2002, S. 67-71.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).
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