Ähnlich wie Rudolf Yelin oder Wolf Dieter Kohler in Baden-Württemberg nach 1945 zahlreiche Kirchen mit Glasfenstern des Himmlischen Jerusalem ausstatteten, so tat gleiches Karl Hellwig vor allem im Ruhrgebiet. Die vielleicht prominenteste und sicher umfangreichste Ausführung war ein gewaltiges Chorfenster für die evangelische Salvatorkirche im Zentrum des völlig zerstörten Duisburgs. Hellwig bleibt auch hier der große Unbekannte; er ist mit seiner Arbeit im deutschsprachigen Wikipediaeintrag zur Kirche nicht einmal namentlich erwähnt (Stand Dezember 2022).
Das erste Chorfenster der rechten Seite verteilt auf einem Rautenmuster vereinzelt Szenen des Neuen Testaments. Man findet u.a. die klugen Jungfrauen, die Ausgießung des Heiligen Geistes, den Jubel der Erlösten und das Himmlische Jerusalem. Diese Motive und Szenen sind nur wenige Zentimeter groß und können ausschließlich im Chorbereich gesehen werden. Für die Kirchenbesucher im Schiff sind sie nicht erkennbar.
Im Gegensatz zu den beiden genannten Künstlern variierte Hellwig sein Thema immer wieder überraschend neu und fand auch hier eine spezielle Gestaltung. Diesmal ist die äußere Form ein Viereck, das auf den Kopf gestellt ist. Damit nimmt Hellwig die Form der Rauten im Hintergrund auf. Auf die Fläche sind acht Tore gesetzt, in unterschiedlicher Form, Farbe und Position. Unten beispielsweise ergeben drei Rundbogentore eine Reihe. Links und rechts sind Tore nur zur Hälfte zu sehen. Nach oben findet sich ein größeres Tor, welches als einziges nicht als Rundbogen gestaltet ist, aber wiederum von zwei Rundbogentoren flankiert ist. Auffällig ist ein Band, welches die Stadt in einen unteren und oberen Bereich teilt.
Die Arbeit in farbigem Antikglas, Blei und Schwarzlot entstand zwischen den Jahren 1956 und 1957 nach einem Entwurf von Karl Hellwig. Die Ausführung oblag der Glasmalerei Gustav Scholl. Diese Manufaktur ist, was kaum bekannt ist, Deutschlands älteste Glasmalerei und war 1727 in Duisburg begründet worden. Heute ist es Duisburgs ältester Handwerksbetrieb und, neben einer Apotheke, das älteste noch existierende Unternehmen in Duisburg überhaupt.
Carl Dieter Hinnenberg: Die Salvatorkirche in Duisburg, Neuss 1990 (2).
Joachim Müller: Die Salvatorkirche, in: Duisburg und der untere Niederrhein zwischen Krefeld, Essen, Bottrop und Xanten, Stuttgart 1990, S. 180-184.
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