Die 1970er Jahre waren die Hochzeit der Autobahnkirchen. Autobahnen sollten damals ganz Deutschland überziehen, an ihnen sollte sich das moderne Leben ereignen – da wollten die Großkirchen selbstverständlich nicht abseits stehen. Der Fairness muss hinzugefügt werden, dass etwa zeitgleich die ersten Kritiker des Automobilwahns auftraten, im Kontext des Neuen Jerusalem sicherlich Hermann Geyer in Andernach.
Als künstlerisch anspruchsvolle Leuchtturm-Kirche wurde im Jahr 1978 die Autobahnkirche St. Christopherus bei dem Autobahnkreuz Baden-Baden erbaut. Erstaunlicherweise befindet sie sich nicht direkt an einer Autobahn, sondern einige Kilometer entfernt an einem Rastplatz. Auch ist es kein Drive-in, wie etwa bei McDonald’s, sondern die Kirche kann von Fahrradfahrern oder Fußgängern genauso besucht werden. Genaugenommen grenzt der pyramidale Bau sich sogar von der Straße ab und ist nur durch vier hohe Treppen zu erreichen.
Für die gesamte Raumgestaltung konnte man Emil Wachter (1921-2012) gewinnen, der damals zu den bedeutendsten Sakralkünstlern zählte und Glasmalereien wie am Fließband lieferte. Von ihm stammen auch die zahlreichen Glasmosaike der Kirche. Unter den alt- wie neutestamentlichen Motiven findet man auch ein Himmlisches Jerusalem an der südlichen Seite. Dort sammeln sich an der linken Bilderwand als drittes Bild knapp zehn Bauten, die sich über einen Torbogen entlang ziehen. Sie sind aus Glassteinen in unterschiedlichen Gelb- und Blautönen gestaltet. Die Vedute macht den unteren Abschluss der Glaswand aus und liegt nur wenige Zentimeter über dem Boden, aus dem Innenraum ist sie kaum zu sehen. Ins Auge fällt vielmehr eine mächtige Taube, die die Stadt an Größe übertrifft und den Ort als Friedensstadt in Erinnerung ruft.
Ein Zelt Gottes an der Autobahn: Die Autobahnkirche bei Baden-Baden und ihre Plastiken, in: Betonprisma. Beiträge zur Architektur, 37, 1979, S. 8-11.
Alfons Deissler, Herbert Schade: Die Bilderwelt der Autobahnkirche Baden-Baden, Freiburg im Breisgau 1980.
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