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Josef Henger (1931-2020): Tabernakel aus St. Maria in Böblingen (1964)

Eine der ersten neuen Tabernakel im Zuge der tiefgreifenden Liturgiereform von 1963 befindet sich in St. Maria in Böblingen südlich von Stuttgart, an der Altarrückwand des Chorraumes, unmittelbar vor einem Backsteinmosaik. Der Tabernakel wurde 1964 von dem Ravensburger Bildhauer Josef Henger (1931-2020) gestaltet, der ihn 1986 in eine ebenfalls von ihm geschaffene Stele eingearbeitet hat. Das Ewige Licht in der fast drei Meter hohen Stele weist auf die eucharistischen Gaben hin. Der Tabernakel darunter zeigt nach Henger Motive des 21. Kapitels der Offenbarung: „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen, wie das Lamm Gottes über drei Toren der Gottesstadt – das war für mich die zentrale Aussage zu diesem Kunstwerk. Ursprünglich war vorgesehen, den Tabernakel vor den Altar zu stellen, womit man die Tore von allen Seiten hätte sehen können. Um diese sichtbar zu machen, habe ich die Tore halbplastisch modelliert, insbesondere an der Rückseite des Tabernakels.“ Umgesetzt wurde die Aussage aus der Apokalypse durch drei bogenförmige Tore mit dem darüberliegenden Christuslamm an der Frontseite und weiteren Toren an den Seiten, die durch eine angedeutete Stadtmauer an den Seiten des Tabernakels verbunden sind. Es sind insgesamt zwölf solche Tore. An allen vier Seiten ist die Oberfläche mit farbigen Halbedelsteinen verziert. Heute ist dieser Tabernakel leider beschädigt. Von den ursprünglich dreißig Edelsteinen wurden viele gestohlen, woran lediglich die leere Fassung  erinnert. Die Kirche kommt mit der Reparatur nicht nach, auch fehlen die Gelder, und so ist dieser Tabernakel auch ein Mahnmal des Vandalismus unserer Zeit.

Rupert Leser: Josef Henger: Plastiken in Stein, Bronze, Aluminium, Bad Waldsee (1981).
Claus Bernet: Der Tabernakel und das Neue Jerusalem, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 34).

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tags: Tabernakel, Tor, Edelstein, Josef Henger, Württemberg, Vandalismus
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