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Ukrainische Weltgerichtsikone (1450-1500)

Diese ukrainische Gerichtsikone kommt aus der orthodoxen Kirche in Vanivka (Weglówka); entstanden ist sie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Bau gilt als ein Denkmal der hohen künstlerischen Leistungen der ukrainischen sakralen Kunst, die einst von tiefer Spiritualität und mystischer Aktion gekennzeichnet war. Ihre kompositorische Lösung ist auf dem klassischen byzantinischen Schema aufgebaut. Derartige Ikonen gab es in der Ukraine sicher schon vor dem 15. Jahrhundert, aber als Tafelmalerei auf Temperabasis ist dieses eines der ältesten erhaltenen Beispiele und befindet sich heute im Andrey Sheptycky Nationalmuseum (Inventarnummer 34503/I-1179) in Lemberg (Lwiw).

Die insgesamt 175 x 135 Zentimeter große Ikone ist besonders durch Monumentalität der Komposition und Präzision der Figuren gekennzeichnet. Auf ihr befindet sich das Himmlische Jerusalem oben links (Ausschnitt von 35 x 20 Zentimeter). Es handelt sich um eine Ansammlung verschiedener Bauten über einer hohen Mauer. An dieser Mauer befindet sich eine schmale Pforte, welche gerade für die davor versammelten Heiligen aufgeschlossen wurde, darauf deutet ihre schwarze Füllung. Weitere Tore befindet sich etwas höher auf der linken und rechten Seite, wovon das rechte von einem Schriftband teilweise verdeckt ist. Über dem Band schiebt sich ein massiver Hauptturm nach oben, dessen Dachzonen sich verjüngen bis zu einem lateinischen Kreuz auf der Spitze. Dieser Bau markiert die Grabeskirche bzw. die Auferstehungskirche im historischen Jerusalem zur Zeit des Mittelalters, die hier als Vorbild diente.

Wojciech Kurpik: Ikona Sadu Ostatecznego z Muzeum Ziemi Przemyskiej, in: Rocznik Przemyski, 11, 1967, S. 229-241.
Vladimir Codikovič: Semantika ikonografii Strašnogo Suda v russkom iskusstve 15.-16. vekov, Ul’janovsk 1995.
John-Paul Himka: Last judgment iconography in the Carpathians, Toronto 2014.

 

tags: Ukraine, Andrey Sheptycky Nationalmuseum Lemberg, Weltgericht
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